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Was machen wir heute?: Den Chef raushängen lassen

Eine Familie ist wie ein Unternehmen; da geht es um Geld und Verantwortung und die Frage, wer der Chef ist. Deshalb gilt auch Management-Regel Nummer eins: immer auf der Hut sein.

Eine Familie ist wie ein Unternehmen; da geht es um Geld und Verantwortung und die Frage, wer der Chef ist. Deshalb gilt auch Management-Regel Nummer eins: immer auf der Hut sein. Denn das Verhängnis schleicht sich unerwartet an. Der Anruf kommt mitten im größten Arbeitsstress. „Hi, Papa, wollte nur mal schnell Tag sagen“, so die 17-jährige Tochter in jenem Ton, der dem Vater das Herz aufgehen lässt: „Ach übrigens: Darf ich heute abend mal später nach Hause kommen?“ Klar doch, sagt der Vater. Zack, Falle zugeschlagen. Die Mutter jedenfalls stöhnt. Sie hatte der Tochter doch wenige Minuten vorher mitgeteilt, dass es nichts ist mit lange weg, so mitten in der Woche, vor dem langen Schultag. Klassisch ausgetrickst. Das haben die Töchter ziemlich gut drauf.

Gefährlich ist es am Morgen, wenn der Vater noch schlaftrunken ist und deshalb hochkonzentriert mit dem Milchtopf für den Kakao hantiert. „Ich brauche unbedingt eine neue Hose, sagt auch Mama“, flötet die 14-jährige Franca, „hast du Geld?“ Klar doch. Schon die zweite goldene Management-Regel verletzt: Budgetfragen sind Machtfragen. Die Mutter schüttelt nur den Kopf: „Die Kinder bekommen jeden Monat 40 Euro für Kleidung. Und du hilfst ihnen wieder aus der Patsche, nachdem sie das Geld für andere Dinge ausgegeben haben.“ Ja, windet sich der Vater, aber sie hat doch so nett gefragt. Kindererziehung ist Guerillakrieg, oder so ähnlich.

„Ich bin so kaputt von der Schule“, jammert Franca, „darf ich eine halbe Stunde fernsehen, bevor ich Schularbeiten mache?“ Vater hat Mitleid. Abends ist dicke Luft, weil Franca vor der Glotze saß und nicht wie vereinbart ihr Zimmer aufgeräumt hat. Aber Papa hat es doch erlaubt, verteidigt sie sich. Der Vater sagt, das hätte er ja nicht gewusst. „Jetzt traust du dich nicht, vor Mama dazu zu stehen, was du gesagt hast“, tobt die Tochter und schmettert die Tür zu. Der Vater denkt an Regel drei: sich nie gegeneinander ausspielen lassen. Ob McKinsey mal ran muss? Gerd Nowakowski

Achtung Familie. Eine interaktive Ausstellung. FEZ, Wuhlheide 197, Mi 15 - 18 Uhr, Sa 13 - 18, So 10 - 18 Uhr. www.fez-kindermuseum.de

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