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Kultur: Was machen wir heute?: Die DDR besichtigen

Der New Economy geht es schlecht. Und mit ihr der alten Lichterstadt: In der Oberbaum-City stehen immer mehr Läden und Büros leer.

Der New Economy geht es schlecht. Und mit ihr der alten Lichterstadt: In der Oberbaum-City stehen immer mehr Läden und Büros leer. Und so hat es schon etwas Sinnbildliches, dass in einem der Innenhöfe neuerdings auch einer der Basaltquader abgesperrt ist. Einsturzgefahr? Vielleicht.

Diese Steinquader sind so in den Innenhöfen des alten Narva-Fabrikgebäudes platziert, dass sie den Durchblick versperren. Kunstobjekte für die Ewigkeit. Jetzt, in der ersten Krise der New Economy machen sogar die Quader schlapp - zumindest einer davon.

Vor zehn Jahren sind in der Oberbaum-City die Lichter ausgegangen. Damals wurde die Narva abgewickelt. Der VEB Narva - Rosa Luxemburg - stellte Glühlampen her, aus Nitrogenium, Argon und mit Vakuum. Aus diesen drei Worten leitet sich der Name ab. Frühere Narva-Mitarbeiter sind bis heute nicht davon abzubringen, dass die Konkurrenz von der Siemens-Tochter Osram die vor der Enteignung 1949 in der Oberbaum-City produziert hatte, schuld daran ist, dass Narva plattgemacht wurde.

Seit 1993 bemüht sich eine Projektentwicklungsgesellschaft, aus der alten Lichterstadt einen attraktiven Multimedia-Standort zu zimmern. Und als Pixelpark in den alten Klinkerbau mit dem Turm einzog, schien die Rechnung auch aufzugehen. Die Fassade ist nicht glatt, sondern gaukelt dem Auge eine fast stoffliche Struktur vor, und das aus rotem Backstein. Der Turm ist aus hellerem Stein gemauert, oben balanciert ein Glaswürfel, der weithin sichtbar ist und nachts grün-blau schimmert. Dass der Würfel inzwischen die Grundmaße des Turmes hat, ist das Zugeständnis an den Investor. Aber schon zu Narva-Zeiten gab es einen gläsernen Aufsatz für den Turm. Angeblich wurden dort oben - mit Spreeblick - die Glühbirnen getestet.

Seit die New Economy kränkelt, zeigt sich auch in der Oberbaum-City, dass die alte Lichterstadt von einem neuen Boom noch weit entfernt ist. Am Wochenende ist das Gelände ganz und gar ausgestorben. Zwar liegt direkt hinter dem Sanierungsgebiet ein Wohngebiet, doch die Bewohner scheinen sich nie in die Oberbaum-City zu verirren.

Zwischen der Siedlung und der Oberbaum-City liegt aber noch eine Berliner Attraktion. In einer Flexiblen-Mehrzweck-Raumerweiterungshalle der Mitropa ist der DDR-Alltag zu besichtigen. Bis Anfang September sind in diesem Verkaufs-Museum Radios aus DDR-Produktion zu sehen. Dazu gibt es: praktisches Mitropa-Geschirr neben DDR-Eierbechern und Büchern über die bekanntlich nicht so erfolgreiche DDR-Ökonomie. Ein Paradies für Nostalgiker und für Menschen, die sich die DDR schon nicht mehr vorstellen können.

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