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Was machen wir heute?: Die Tage zählen

Man weiß nicht, was man bekommt. Das ist das Schöne, das Überraschende, aber mitunter auch das Quälende sowohl an Weihnachten wie auch am Leben.

Man weiß nicht, was man bekommt. Das ist das Schöne, das Überraschende, aber mitunter auch das Quälende sowohl an Weihnachten wie auch am Leben. Dabei ist doch klar: Weihnachten kommt der Herr und Erlöser und alles wird gut. Ja, der Heiner Geißler. Wer hätte geahnt, dass der Adventsengel in diesem Jahr als Versöhner im Zeichen von Brandschutz und Barrierefreiheit erscheint, um vom Fest der Liebe zu künden.

Es gibt natürlich immer Leute, die nicht genug bekommen können. Die nie zufrieden sind. Drüben – wir Kreuzberger sagen „drüben“, wenn wir Prenzlauer Berg meinen – da, wo der jungbürgerliche Nachwuchs gedeiht, den diese Stadt so dringend braucht, ist jetzt ein regelrechtes Wettrüsten mit Adventskalendern zu beobachten. Im neuen Prenzlauer Berg, dem oberirdischen Stuttgart 21, gibt man sich längst nicht mehr mit kleinen Türchen ab. In der Wohnung von Freunden hängt ein raumgreifendes Silberband, an dem sich 24 nummerierte rote und weiße Säckchen aufreihen. Wir sind beeindruckt. Die befreundeten Eltern aber winken ab: Das sei noch gar nichts, die Nachbarn hätten eigens einen Weihnachtsbaum – „ganz in Weiß, sehr stylish“ – als Adventskalender aufgestellt und mit Säcken bestückt, die größer würden, je näher das Fest rückt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Sack Nummer 24, so groß wie der Geländewagen vor der Haustür.

Die Bescherung auf diese Weise schon in die Vorweihnachtszeit auszudehnen, macht Sinn, finde ich – wenn man sich’s leisten kann. Den Kindern macht das sicher Spaß. Und man beschenkt sich besser heut als morgen, denn wer weiß, was kommt? Die Zeiten sind unsicher geworden. Selbst auf Männer mit Bärten ist kein Verlass mehr. Man bestellt sich einen Weihnachtsmann – und bekommt vielleicht einen Hassprediger. Stephan Wiehler

Friedfertige Männer mit Bärten trifft man am morgigen Sonntag im Eisstadion Wilmersdorf. Dorthin lädt die Gemeinde Chabad Lubawitsch anlässlich des jüdischen Lichterfests zu „Channuka on Ice“ (Fritz-Wildung-Str. 9, 18.30 bis 21 Uhr, Eintritt 4 Euro).

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