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Was machen wir heute?: Durch die Blume sprechen

Lasst Blumen sprechen, die Sprache der Blumen ist beredt, voller Symbolik. Seit Urzeiten hat fast jede Blume ihre Bedeutung.

Lasst Blumen sprechen, die Sprache der Blumen ist beredt, voller Symbolik. Seit Urzeiten hat fast jede Blume ihre Bedeutung. Früher sollen die Leute damit, also durch die Blume, geheime Botschaften ausgetauscht haben, nicht nur betörende. Heute wird technisch kommuniziert. Wir wissen höchstens noch, dass rote Rosen von stürmischer Liebe sprechen sollen und weiße Lilien angeblich nur als Totenblumen taugen.

Großstädter wie unsereiner sind schon glücklich, wenn sie sich über Blumen freuen dürfen, aus denen die Natur spricht. Gewiss, zu jeder Jahreszeit kann man die prachtvollsten Sträuße kaufen. Wahre Kunstwerke werden gebunden, in Zellophan eingewickelt und mit flatternden Bändern verziert. Das macht viel her, die Frage ist nur, ob es passt.

Und was nicht alles gezüchtet wird! Neulich wurden der Rentnerin reichlich schräge Pfingstrosen angepriesen, in schreiendem Orange, sagenhaft. Sie winkte ab: zu künstlich. Da meinte die Verkäuferin nachsichtig lächelnd: „Aber das ist doch was Besonderes!“

Kaum beginnt der Januar, werden Primeln angeboten, körbeweise Primeltöpfchen. Die machen aber in der Wohnung ganz schnell schlapp, wenn der Frühling endlich da ist, gibt es keine mehr, außer für den Garten natürlich. Wo bekommt man überhaupt noch Frühlingsboten wie Veilchen oder Vergissmeinnicht? Ach, die sind ungeeignet fürs Geschäft, sie halten sich drinnen nicht lange genug.

Jüngst kaufte die Rentnerin einen einigermaßen natürlichen Strauß, passend zur Jahreszeit. Prompt bekam sie die Frage zu hören: „Darf’s mit Septemberkraut sein?“ Es war direkt zum Piepen. „Nein“, sagte sie, „bitte nicht, wir haben Mai, Septemberkraut hat Zeit bis zum Herbst.“ Und wieder die nachsichtige Bemerkung unserer Blumenfrau: „Wieso? Wirkt doch frisch, hält sich auch, wird gern genommen.“

Schon gut, man soll froh sein, dass es jederzeit Blumen in Hülle und Fülle gibt. Am meisten aber freut sich die Rentnerin jetzt wieder über die Gartensträuße der Markthändler aus dem Umland. Brigitte Grunert

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