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Was machen wir heute?: Schulessen verdauen

An Berlins Schulen gibt es neben der Vielzahl bekannter Probleme offenbar auch eines, von dem ich bisher meinte, es gehöre zumindest im westlichen Europa der Vergangenheit an: Hunger. Chiara, ein Nachbarskind und eine Freundin unserer achtjährigen Tochter Emma, hat vor kurzem die Schule gewechselt.

An Berlins Schulen gibt es neben der Vielzahl bekannter Probleme offenbar auch eines, von dem ich bisher meinte, es gehöre zumindest im westlichen Europa der Vergangenheit an: Hunger. Chiara, ein Nachbarskind und eine Freundin unserer achtjährigen Tochter Emma, hat vor kurzem die Schule gewechselt. Das Mädchen, das in Emmas Parallelklasse ging, wurde an unserer Schöneberger Ganztagsschule nicht mehr satt. Chiaras Stundenplan war so schlecht organisiert, dass nicht genug Zeit fürs Mittagessen blieb. Was kein Arbeitgeber wagen dürfte, ohne eine Klage befürchten zu müssen, nämlich seinem Angestellten die Mittagspause zu verweigern, ist an Berlins Schulen offenbar kein Einzelfall.

Als Vater fragt man sich, was schlimmer ist: mit hungrigem Bauch im Unterricht zu sitzen, oder sich den Magen mit dem üblichen Berliner Schulessen zu verderben. In Emmas Schule ekeln sich viele Kinder vor den unappetitlichen Speisen, die durch langes Warmhalten nahezu nährstofffrei vom Caterer angeliefert werden. Beim Anblick eines dieser Teller mit fritiertem Irgendwas an verkochtem Gemüse in brauner Soße hat sich Emmas Klassenkamerad Gianluca sogar direkt in der Kantine übergeben. Da hatten die anderen Kinder auch keinen Hunger mehr.

Emma geht seitdem in die schuleigene Ökoteria essen, einem kleinen Bistro, in dem es frisch Zubereitetes aus der Bioküche gibt. Gesundes Essen, das man allen Kindern anbieten könnte, wenn es eine eigene Schulküche gäbe. So aber bleibt gute Ernährung das Privileg von Kindern besser verdienender Eltern.

Der Schulsenator, der in seiner Behördenkantine übrigens täglich frisch und gesund bekocht wird, sollte die Schüler selbst zum Küchendienst einteilen. Emma belegt gerade einen Kochkurs. Mit vielversprechenden Ergebnissen: Die Speisen, die sie zum Probieren mit nach Hause brachte, waren immerhin nicht zerkocht, sondern halbroh. Stephan Wiehler

Kochkurse für Kinder gibt es auch beim Kinderkoch Alexander Sommerfeldt. Infos und Buchungen unter Tel. 6630 8323 oder im Internet: www.kochabenteuer.de

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