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Kultur: Weg ins Licht

Späte Rückkehr: die Malerin Yehudith Bach

Kommen Sie aus Überzeugung oder aus Deutschland, seien die ab 1933 nach Eretz Israel flüchtenden deutschen Juden oft gefragt worden. Avi Primor, der ehemalige israelische Botschafter in der Bundesrepublik, erzählt die böse kleine Anekdote bei der Ausstellungseröffnung von Yehudith Bach im Ephraim-Palais. Und fügt sogleich hinzu, dass die 1910 als Judith Sandler geborene Breslauerin im April 1933 als überzeugte Zionistin nach Israel gegangen sei. Sie gehörte zu den ersten Teilnehmern der „fünften Aliya“, der Einwanderung in das Land Israel. Künstlerin war Bach damals noch nicht, sondern Lehrerin an einer jüdischen Volksschule.

In Israel arbeitete sie als Werklehrerin, heiratete und baute mit ihrem Mann eine Familienfarm auf. Zur Malerei und Grafik kam die künstlerische Autodidaktin erst um 1960. Es war die späte Berufung einer Nachgeborenen. Bis zu ihrem Tod 2001 in Tel Aviv umkreiste Bach in mediterranen Landschaften, Stillleben und Figurendarstellungen die luftige Peinture von Matisse und der École de Paris.

Die von Dominik Bartmann eingerichtete Ausstellung zeigt – anders als die großartige Lotte-Laserstein-Retrospektive der Stiftung Stadtmuseum vor einem Jahr – also gerade nicht das mit der Berliner Kulturgeschichte sinnfällig verwobene Werk einer deutschen Malerin jüdischer Abstammung. Vielmehr eine Möglichkeitsrechnung: Hätte sie gemalt, wenn sie nicht vertrieben worden wäre? Man mag sich Yehudith Bach trotz der Risiken ihres Lebens als heiteren Menschen vorstellen. Ohne das Licht des Mittelmeers sähe ihr Werk anders aus. Zur Sache Berlins wird es erst durch den Wunsch ihres Mannes, es hier auszustellen. Yaacov Bach, der das Ende der Weimarer Republik als Berliner Student erlebte, kehrt damit aus Überzeugung zurück.

Ephraim-Palais, Poststr. 16 (Mitte), bis 28. März. Di–So 10–18, Mi 12–20 Uhr.

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