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Kultur: Wenn Männer streiten

Italiens Kulturinstitut vor Führungswechsel

Das italienische Kulturinstitut in Berlin kommt nicht zur Ruhe. Ende des Jahres wird dessen Leiter Renato Cristin seinen Posten räumen – ein Jahr vor Ablauf seiner Amtszeit und im Streit. Schon die Abberufung seines Vorgängers Ugo Perone vor drei Jahren hatte Aufsehen erregt. Anders als üblich, hatte die damals amtierende Regierung Berlusconi den Vertrag des in Berlin angesehenen Perone nicht verlängert, offensichtlich nur deshalb, weil er noch von der Mitte- Links-Koalition nominiert worden war. Wegen angeblicher politischer Voreingenommenheit mussten damals auch die Institutschefs von Brüssel und New York gehen, ihr Pariser Kollege reichte seinen Rücktritt entnervt selbst ein.

Auch im Falle Cristin geht es, zumindest vordergründig, wieder um Politik. Insider vermuten jedoch vor allem eine intensive Männerfeindschaft hinter dem Rücktritt. Eine Einladung des Instituts hatte den italienischen Botschafter in Berlin, Antonio Puri Purini, in Rage gebracht. Zusammen mit dem Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der FU wollte das Institut für den 24. November zu einem Dokumentarfilm über Hitlers Reise nach Italien 1938 einladen. Auf dem Deckblatt ist eine vom Mussolini-Regime organisierte Massenszene zu Ehren des „Führers“ zu sehen, darüber die Überschrift „1938: Hitlers Reise nach Italien“, ein weiteres Bild zeigt beide Diktatoren Seite an Seite. Die Einladung komme einer Rechtfertigung für Faschismus und Nazismus nahe, befand der Botschafter. Cristin konterte, es sei nicht das erste Mal, dass Puri Purini versuche, „die Arbeit des Instituts zu boykottieren“. In einem Schreiben an das Außenministerium in Rom, das dem Tagesspiegel vorliegt, warf er dem Botschafter Zensur, Willkür, Unverschämtheit und Ignoranz vor.

Weder Puri Purini noch Cristin wollten sich zu den Vorgängen äußern, auch die FU hält sich zurück. „Das ist eine inneritalienische Angelegenheit, zu der ich nicht Stellung nehmen möchte“, sagt Oliver Janz, Gastprofessor an der FU und für deren Seite Gastgeber der umstrittenen Veranstaltung. Ob der Film wie vorgesehen am kommenden Freitag gezeigt und diskutiert wird, sei völlig unklar.

Cristin, Mitglied in Berlusconis „Forza Italia“, wird künftig für eine Stiftung des Mitte-Rechts-Spektrums arbeiten. Sein Nachfolger ist nach Tagesspiegel-Informationen wieder ein Philosoph: Angelo Bolaffi, noch Professor in Rom, kommt im März nach Berlin.

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