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Eine Demo in Stuttgart im Jahr 2015.

© dpa

Wilhelm Hopf: Verleger zieht Unterschrift zu "Erklärung 2018" zurück

Nach Protesten seiner Autoren und Autorinnen zieht der Wissenschaftsverleger Wilhelm Hopf seine Unterschrift von der "Erklärung 2018" zurück. Die Begründung klingt seltsam naiv.

Als Uwe Tellkamp kurz vor der Leipziger Buchmesse seine Unzufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel freien Lauf ließ und raunte, 95 Prozent aller Geflüchteten kämen nur nach Deutschland, um in die Sozialsysteme einzuwandern, distanzierte sich der Suhrkamp Verlag umgehend von seinem Autor. Nun gibt es einen umgekehrten Fall innerhalb der Verlagsszene, bei dem sich Autoren und Verlagsmitarbeiter von ihrem Verleger distanziert haben, nämlich jene des in Münster ansässigen und überwiegend sozial- und geisteswissenschaftliche Bücher veröffentlichenden Lit Verlags von Verlagsgründer Wilhelm Hopf.

Dieser hatte die gerade auch von Uwe Tellkamp als einer der ersten Prominenten unterzeichnete und aus zwei Zeilen bestehende „Gemeinsame Erklärung 2018“ (die zu einer „Massenpetition mutiert ist mit inzwischen angeblich weit über 110 000 Unterschriften) ebenfalls unterschrieben, was bei Autoren und Autorinnen des Lit Verlags für „große Irritation“ gesorgt hat, inklusive Überlegungen, die Zusammenarbeit mit dem Verlag aufzukündigen, wie es in einem „Aufruf Unterschriftenaktion“ heißt.

Hopf hatte das populistische Moment der Erklärung nicht wahrgenommen

Um für Beruhigung zu sorgen, haben nun wiederum langjährige Lektoren und Programmgestalter des Verlags ihrerseits eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie betonen, dass die Arbeit des Lit Verlags „weit Differenziertes“ biete „als Erklärungen von wenigen Zeilen“ und der Aufruf der Autoren und Autorinnen „Boykottcharakter“ habe, „der mit dem Programm des Verlags nicht begründbar ist. Er trifft das falsche Programm und die falschen Mitarbeiter“, schließlich vertrete der Verlag „einen pluralistischen, multi-perspektivischen Ansatz“.

Tatsächlich hat dann auch Lit-Verleger Wilhelm Hopf umgehend reagiert und seine Unterschrift unter die „Erklärung 2018“ zurückgezogen, allerdings mit einer doch seltsam naiven Begründung dafür, warum er sie überhaupt unterzeichnet (und gelesen?) hat: „Ich hatte ohne Prüfung der Initiatorin (...) Vera Lengsfeld vertraut und nicht genügend wahrgenommen, dass die Erklärung zu vereinfachenden populistischen Folgerungen verleitet. Das hätte nicht passieren dürfen.“ Ob das so schwierig war? Hier noch einmal der Wortlaut der Lengsfeld-Broder-Tellkamp-etc-Erklärung: „Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“ Vermutlich hat Hopf schon genau hingeschaut, nur waren es wohl doch zu viele Autoren, die dem Lit Verlag den Rücken kehren wollten.

Als Verleger sieht Hopf sich auf der Seite der Minderheiten und Bedrohten

Immerhin lassen weitere Punkte von Hopfs eigener Erklärung nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Unter anderem gesteht Hopf ein, nicht berücksichtigt zu haben, „als Verleger immer im Zusammenhang mit Herausgeberinnen/ Herausgebern, Autorinnen/Autoren und Lektoren gesehen“ zu werden und er mit seinem Verlag stets „die Rechte von Minderheiten und Bedrohten, besonders Juden, im Fokus“ habe.

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