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Kultur: Wir sind Folk

Eine stille Karriere hat in den vergangenen Jahren die Folk-Musik gemacht. Ganz allmählich wurde salonfähig, was zuvor allenfalls als Dudelbeschallung für sogenannte Best-Ager galt, die sich musikalisch seit ihrer Kindheit in den Siebzigern nicht weiterentwickeln wollten.

Eine stille Karriere hat in den vergangenen Jahren die Folk-Musik gemacht. Ganz allmählich wurde salonfähig, was zuvor allenfalls als Dudelbeschallung für sogenannte Best-Ager galt, die sich musikalisch seit ihrer Kindheit in den Siebzigern nicht weiterentwickeln wollten. Unter den Begriffen wie Unplugged, Low-Fi oder Singer/Songwriter etablierte sich aber klammheimlich etwas, das sich New Folk nennt. Dessen Protagonisten Adam Green, Kimya Dawson und Jeffrey Lewis haben mit dem alten Blumenkinder- oder Berkeley-Image der Sandalenträger und Zottelbärte nichts mehr zu tun. Musikalisch mischen sich Folk, Country, Beat und Pop ganz harmonisch, die Texte dienen nicht unbedingt der Selbststilisierung als Outlaw oder Hobo, sondern dürfen ruhig selbstironisch sein. Plakative Polit-Gebärden wird man eher nicht finden. Der Anti-Folk etwa, einst entstanden bei Open-Mic-Sessions im New Yorker Viertel Greenwich-Village, steht auch einer deutschen neuen Liedermacher-Szene Pate. Digger Barnes, selbst ernannter Barde von Tennessee/St. Pauli, singt einfache Lieder, die an die hispanischen Balladen von Ween ebenso wie an die späte Phase von Johnny Cash erinnern wollen. Rauchige Stimme, ruhige Gitarre, ab und zu klimpert mal ein Piano. Wenn er heute die Lippen unter dem gepflegten Freddy- Mercury-Bärtchen in der Galerie Knoth & Krüger (Oranienstr. 188, Kreuzberg, 21 Uhr) bewegt, dann gibt es auch was fürs Auge. Die Ausstellung (bis 15. November) zeigt Originalzeichnungen von Reinhard Kleists düsterem Johnny-Cash-Comic „I see a Darkness“ (Carlsen Verlag).

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