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Kultur: Wo Siebeck sehen lernte

GESTALTUNG

Auch Wolfram Siebeck war es nicht an der Wiege gesungen, dereinst Gastro-Kritiker zu werden. In den Fünfzigerjahren, so wird erzählt, studierte er an der Werkkunstschule Wuppertal und besuchte die Grundlehre von Werner Schriefers. Aufgebaut nach dem Vorbild des legendären Vorkurses am Dessauer Bauhaus, wollte Schriefers „Erziehung zum unterscheidenden Sehen, schöpferischen Denken und zum Bilden systematisch und zugleich lebendig entwickelter visueller Gestalt“ leisten. Schriefers war Maler, in Richtung des Nachkriegs-Informel; er selbst, Jahrgang 1926, hatte nach dem Krieg beim Bauhaus-Meister Georg Muche in Krefeld studiert und schien der geeignete Mann zu sein, in Wuppertal ab 1949 eine „Abteilung für die Grundlagen der Gestaltung“ aufzubauen. Er blieb in der Textilstadt bis zu seiner Berufung als Direktor der Kölner Werkschulen 1965.

Sein Nachlass befindet sich seit dem vergangenen Jahr im Bauhaus-Archiv, das nun in einer Ausstellung Schülerarbeiten aus dem Schriefers’schen Unterricht zeigt (Klingelhöferstr. 14, bis 30. November. Kat. 9,50 €). Damit belegt das Haus einmal mehr, dass die Grundgedanken des Bauhauses nicht mit dessen Schließung untergegangen sind, sondern durch Lehrer und Schüler weitergetragen wurden. Es war die Bildungsreform, die den Werkschulen 1971 ein Ende machte, um an die Stelle der vorgeschriebenen Grundausbildung die vermeintlich freiere Entfaltung eines Kunststudiums zu setzen.

Schriefers’ Unterricht hingegen belegt eine außerordentliche Freiheit im Umgang mit vorgefundenen Medien. Fotocollagen bilden den Schwerpunkt der Studienarbeiten, die getreu den Schriefers’schen Leitbegriffen „Licht, Bewegung, Zahl und Raum“ zu neuen, durchaus überraschenden An- und Einsichten gelangten.

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