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Kultur: Wolfgang Harich, eine umstrittene Persönlichkeit der Zeitgeschichte

"Harich ist sehr leichtfertig." Mit diesen Worten griff 1952 der Ordinarius des Philosophischen Instituts der Humboldt-Universität den Lehrbeauftragten an.

"Harich ist sehr leichtfertig." Mit diesen Worten griff 1952 der Ordinarius des Philosophischen Instituts der Humboldt-Universität den Lehrbeauftragten an. Im Gegensatz zu seinem dogmatischen Institutsleiter benutzte Wolfgang Harich den Kopf zum Denken und nicht nur zum Rekapitulieren. Diese Lebensmaxime brachte ihn ständig in Konflikte und einmal sogar um die Freiheit: Zehn Jahre musste er ins Zuchthaus, nachdem er 1956 ein Programm zur systemimmanenten Veränderung der DDR und sozialistischen Vereinigung Deutschlands ausgearbeitet hatte. In "Ahnenpaß" kann man nachvollziehen, wie aus dem 1923 in Königsberg in bürgerlichem Elternhaus Geborenen ein gläubiger Kommunist wurde. Größenwahn und Parteidisziplin prägten sein Leben. Der Jugendliche opponierte gegen das NS-Regime und der Erwachsene gegen den Stalinismus. Das 1972 geschriebene und nur bis 1956 reichende biografische Bruchstück rundet der Herausgeber mit 1989/90 entstandenen Interviews ab. Die letzten Lebensjahre bleiben unberücksichtigt. Das mit vielen Satzfehlern gespickte Buch ist kein Versuch einer Autobiografie, sondern ein Baustein für eine noch ausstehende Lebensbeschreibung einer umstrittenen Persönlichkeit der Zeitgeschichte.Wolfgang Harich: Ahnenpaß. Versuch einer Autobiographie. Hrsg. von Thomas Grimm. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999. 384 Seiten. 44 DM

Kurt Schilde

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