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Indierocker aus Hoboken: Yo La Tengo.

© Matador Records

Yo La Tengo im Heimathafen Neukölln: In der Ruhe liegt die Subversion

Widerständiger Geist: Yo La Tengo ziehen seit über 30 Jahren ihr Ding durch. Im ausverkauften Heimathafen Neukölln gibt das Indierock-Trio ein unaufdringliches Konzert.

Sie lieben das Spiel mit (falschen) Erwartungen: 2003 brachten Yo La Tengo das Album „Summer Sun“ heraus, dessen Cover das Indierock-Trio aus Hoboken an einem grauen Herbsttag zeigt und eine ihrer melancholischsten Arbeiten darstellt. Ähnlich sieht es mit dem aktuellen Werk „There’s A Riot Going On“ aus, hinter dessen aufrührerischem bei Sly And The Family Stone geliehenem Titel sich eine extrem zurückgenommene, fast Ambient-artige Platte verbirgt. Angesichts der politisch unruhigen Zeiten ist das ein überraschendes Statement einer Band, die für viele nicht weniger als das gute Gewissen des Indierock verkörpern.

Der widerständige Geist von Yo La Tengo äußert sich jedoch eher in der Unbeirrtheit, mit der die Band um das Ehepaar Ira Kaplan und Georgia Hubley seit über 30 Jahren ihr Ding durchzieht. Ungeniert wildern sie in so verschiedenen Genres wie Noise, Electro, Bossa Nova, Folk, Krautrock, Punk, Jazz, Postrock und Psychedelic und machen daraus ihren eigenen Sound. Genau dieses Spektrum entfaltete sich auch beim Konzert im ausverkauften Heimathafen Neukölln. Das neue Album dominiert die erste Hälfte, in der sich aus Ambient-Drones und Vogelgezwitscher sanfte Grooves und Melodien schälen. Kaplan lässt die Gitarre raunen, Bassist James McNew zupft am Kontrabass und Hubley, die nach wie vor eine der schönsten Stimmen des Indierock besitzt, macht die Songs noch einen Tick fluffiger, als sie ohnehin schon sind.

Die Kommunikation mit den Zuschauern bleibt spärlich

Auch im Auftreten zeigen sich Yo La Tengo beständig: Kaplan in Jeans und Turnschuhen scheint seit rund 30 Jahren dasselbe Ringel-Shirt zu tragen und wirkt, als wäre er direkt aus der Garage vom Proben gekommen. Die einzige Bühnen- Deko besteht aus trashig bemalten Schallplatten, die an Schnüren von der Decke hängen und den Do-It-Yourself-Ansatz der Band unterstreichen.

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Die Kommunikation mit den Zuschauern bleibt spärlich, der Blickkontakt ebenso. Es ist zu spüren, dass hier drei Menschen seit Jahrzehnten als eingespieltes Team agieren und ihren Zaungästen gestatten, an dieser lange gewachsenen Intimität teilzuhaben – oder auch nicht. Diese Unaufdringlichkeit macht das subversive Moment von Yo La Tengo aus. Aber sie können auch anders: Heftig wird es bei den 15-minütigen Gitarren-Gewittern „And The Glitter Is Gone“ und vor allem „The Story Of Yo La Tengo“, bei dem sich der Lautstärkepegel in atemberaubende Höhen schraubt und Kaplan am Ende seine vom Feedback-Kreischen geschüttelte Gitarre mit einem lauten Knall ins Schlagzeug wirft. Das stille Wasser von Yo La Tengo ist nach wie vor tief.

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