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Armando

© dpa/Tom Malesa

Zum Tod des Künstlers Armando: Er sah sich als Gesamtkunstwerk

Geboren in Amsterdam, wurde ihm Potsdam zu Heimat: Der niederländische Multi-Künstlers Armando ist gestorben.

Potsdam war für Armando zur zweiten Heimat geworden. Erst vor zwei Jahren hatte die Stadt den niederländischen Künstler mit einer Doppelausstellung geehrt, im Potsdam Museum und im Kunstverein. Zuvor war die Schau in Rotterdam zu sehen gewesen aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung. Der Zweite Weltkrieg, die Frage nach Gut und Böse, Schuld und Unschuld prägten sein schriftstellerisches wie künstlerisches Werk. Als Herman Dirk van Dodeweerd 1928 in Amsterdam geboren, wuchs er in Amersfoort auf, in der Nähe eines Konzentrationslagers der deutschen Besatzungsmacht.

Nach dem Krieg schlug er sich als Violinist in verschiedenen Roma-Ensembles und Jazzcombos durch, boxte, arbeitete als Journalist für die „Haagse Post“, schrieb Gedichte und Kurzprosa, wirkte in der Künstlergruppe „nul“ mit und erregte die Gemüter mit seinem Buch „Die SSler“, für das er zusammen mit Hans Sleutelaar niederländische SS–Freiwillige kommentarlos interviewte.

In den Niederlanden war er vor allem als Schriftsteller bekannt

„Ich hatte plötzlich ein großes Interesse an den Tätern aus zu großer Anteilnahme für die Opfer,“ erinnerte er sich später. „Ich hatte mein Thema gefunden.“ Vor diesem Hintergrund bekommen seine bedrohlich wirkenden Schwarz-Weiß-Gemälde, die vielsagende Titel wie „Das Gefecht“, „Kriegsgewühl“ oder „Zucht“ tragen, noch eine andere Bedeutung. Während ihn seine Landsleute vor allem als Schriftsteller wahrnahmen, wurde er in Deutschland insbesondere als bildender Künstler bekannt.

1979 war Armando mit einem Stipendium des DAAD-Künstlerprogramms nach Berlin gekommen und der Stadt treu geblieben, in der er seinen Durchbruch als Maler und schließlich Bildhauer erlebte. Von hier aus schrieb er Feuilletons für das „NRC Handelsblad“, von denen einige auch in dieser Zeitung abgedruckt wurden. Sie gingen ein in den Band „Die Wärme der Abneigung“, sein erstes Buch in deutscher Übersetzung. „Ich sehe mich selbst als Gesamtkunstwerk“ hat er einmal gesagt. Am 1. Juli starb Armando mit 88 Jahren in Potsdam.

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