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Country-Star mit Pop-Erfolgen: Glen Campbell.

© Reuters

Zum Tod von Glen Campbell: Die dunkle Sonnenseite

Lange lief er auf der hellen Seite der Straße. Dann sah er das andere Amerika: Drogen, Alkohol, Depression. Zum Tod von Country-Star Glen Campbell.

Amerika ist das Land der elektrischen Leitungen. Sie hängen wie Wäscheleinen über der Straße, schaukeln im Wind, ein rührend antiquierter, bisweilen bedrohlicher Anblick. Glen Campbell hatte mit einem Song über einen Mann, der diese Leitungen kontrolliert, mit dem „Wichita Lineman“ 1968 einen seiner größten Hits. Jimmy Webb schrieb die träumerische Ballade, wie so viele andere Campbell-Hits. Der blonde, pausbäckige Junge aus Arkansas kam an, ein populärer Typ. Auf ihn wartete eine jahrzehntelange Karriere. Jetzt ist Glen Campbell mit 81 Jahren in Nashville gestorben.

Dabei kann man ihn gar nicht als reinen Country-Musiker betrachten. Campbell fand schnell den Weg in die Pop-Musik, nahm Dutzende Alben auf und verkaufte reichlich 45 Millionen Tonträger. Er trat als Schauspieler auf und moderierte seine eigene Fernsehshow, „The Glen Campbell Goodtime Hour“.

Mochte er auch immer etwas melancholisch wirken, so strahlen seine Lieder doch Zuversicht aus. Sie erzählen von einem Amerika, das mit sich selbst im Reinen ist, auch wenn der Einzelne so seine Probleme hat. Optimismus ist erste Bürgerpflicht in den USA. „Rhinestone Cowboy“ (1975), ein markanter Hit, dreht sich um einen Mann, der seinen früheren Erfolgen hinterherläuft. „Gentle on My Mind“ und denn später auch die Mitklatsch-Nummer „Southern Nights“ schweifen herum in guten alten Zeiten und pflegen eine Sentimentalität, die andere Musiker und Songwriter der Sechziger und Siebziger längst weggefegt hatten.

Harmoniegesang, Strand und Prärie

Campbell lief lange auf der sonnigen Straßenseite. Es ist weniger bekannt, dass er als Studiomusiker begann. Seine Gitarre begleitete Hits von Dean Martin, Nat King Cole, den Monkees, Frank und Nancy Sinatra und Elvis Presley. Den Beach Boys war er in besonderer Weise verbunden. Auf dem epochalen Album „Pet Sounds“ (1966) tauchte er als Musiker auf, und er ging mit der Band auch auf der Tournee, wobei er für Brian Wilson einsprang, den Kopf der Beach Boys.

Weißes, optimistisches Amerika. Harmoniegesang, Strand und Prärie. Das war die eine Seite. Von der anderen hat Campbell auch viel gesehen. Drogen, Alkohol, Depression, gescheiterte Ehen, da fehlte es an nichts. Das klassische Repertoire der Entertainer. Er kam wieder heraus und fand Gott. 2011 ging er auf „Goodbye-Tour“, da wusste er schon von seiner Alzheimer-Diagnose. „I’m Not Gonna Miss You“ war der letzte Song, Campbell nahm ihn 2014 auf. „Ich werde nie wissen, was du durchmachst, ich werde nie sehen, wie du weinst ...“

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