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Wieland Schmied, 5. Februar 1929 - 22. April 2014.

© IMAGO

Zum Tod von Wieland Schmied: Der Künstlerfreund

Er war Kunsthistoriker, Ausstellungsmacher, Lyriker, Lektor - und lange Jahre Präsident der Bayerischen Akademie der Künste: Nun ist der große Gelehrte Wieland Schmied im Alter von 85 Jahren gestorben.

Freundlich und bescheiden, doch mit zäher Neugierde näherte sich Wieland Schmied den größten Künstlern unserer Epoche und gewann dadurch ihr Vertrauen. Ob er sich mit der „paranoischkritischen Methode“ von Salvador Dalí befasste, mit dem Werk des surrealistischen Malers Richard Oelze oder ob er den Menschen hinter dem blutrünstigen Aktionskünstler Hermann Nitsch erkundete: Der Kunsthistoriker und -kritiker Schmied ließ sich, dem hermeneutischen Ideal folgend, immer ganz auf das kreative Gegenüber ein und trat dabei selbst in den Hintergrund. „Schach mit Marcel Duchamp und andere Gedichte für Künstler“ taufte er bezeichnenderweise 1980 einen eigenen Lyrikband.

Wieland Schmied wurde 1929 in Frankfurt am Main geboren, als Sohn des österreichischen Philosophen Walther Schmied-Kowarzik und der baltendeutschen Dichterin Gertrud von den Brincken. Die Familie zog 1939 nach Wien, wo Wieland Schmied nach einem Jura- und Kunstgeschichtsstudium in die Redaktion der Zeitschrift „Die Furche“ eintrat. Der passionierte Karl-May-Leser kehrte 1960 als Lektor des Insel-Verlags nach Frankfurt zurück und leitete von 1963 bis 1973 die Kestner-Gesellschaft in Hannover. Im selben Jahr zog es ihn nach Berlin, wo er zunächst als Hauptkustos der Berliner Nationalgalerie tätig wurde und von 1978 bis 1986 das Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) leitete.

Es folgte der Wechsel nach München – zuletzt wirkte er dort als Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. In dieser Position konnte der Teilnehmer an der Documenta 6 von 1977 sein Interesse an der bildenden Kunst wie an der Literatur auf ideale Weise vereinen. Der leise und umsichtige Präsident schien gar nicht recht zu dieser Trutzburg der Neorenaissance zu passen, deren Aufgang ringende Dioskuren säumen. Zwischen 1995 und 2000 publizierte er gemeinsam mit seiner Frau gleich drei Bücher über den österreichischen Anti-Nationaldichter Thomas Bernhard. 2008 folgte Biografisches unter dem Titel „Lust am Widerspruch“, wobei er die 28 Kapitel wiederum Künstlern widmete, denen er begegnet war. Am vergangenen Dienstag ist Wieland Schmied im Alter von 85 Jahren in seinem oberösterreichischen Wohnort Vorchdorf gestorben.

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