zum Hauptinhalt

Kultur: Zwischen Koran und Moderne - Die Königliche Erscheinung

Das schwarze Gold gilt gemeinhin als Markenzeichen Saudi-Arabiens. Aber die Geschichte des Königreiches ist mehr als die Geschichte sprudelnder Erdölquellen.

Das schwarze Gold gilt gemeinhin als Markenzeichen Saudi-Arabiens. Aber die Geschichte des Königreiches ist mehr als die Geschichte sprudelnder Erdölquellen. Das zeigt Uwe Pfullmanns Arbeit über den Reichsgründer Abd al-Aziz, Sohn des Sauds, die erste in Deutsch vorliegende Lebensbeschreibung des Mannes, der sein Reich auf der Arabischen Halbinsel erbaut und als König bis zu seinem Tode 1953 regiert hat.

Früh wird er im Reiten, Fechten und Beten unterwiesen. Bald kann er den Koran auswendig. Um den Knaben weiter auszubilden, gibt ihn sein Vater Karawanenführern mit. In der Tradition des Propheten Mohammed erzogen, wächst Abd al-Aziz auf und tritt als Hüter der Heiligen Stätten das islamische Haupterbe an. Die Aufsicht über Mekka und Medina verschafft Saudi-Arabien weltweit Bedeutung.

Nicht nur als Zwei-Meter-Mann überragte er die anderen. "Alles an seiner Erscheinung war von großer Wirkung", notiert ein Hofchronist, "von seiner strengen, hervorspringenden Nase bis zu seinen vollen Lippen und feinem Bart. Er hatte eine natürliche königliche Ausstrahlung, war würdevoll und anmutig in seinen Bewegungen, als Reiter und Krieger war er unvergleichlich. Von seiner frühen Jugend an hatte er Charme und Anziehungskraft, welche diejenigen, die ihn kennenlernten, in einfachen Worten zu beschreiben unmöglich fanden."

Im Wirken von Abd al-Aziz prallen traditioneller Orient und westliche Moderne oft wie Feuer und Wasser aufeinander. Doch ist es ihm gelungen, die unterschiedlichen Identitäten seiner Stämme und Siedler zu bewahren, wie dies Buch anschaulich aufzeigt. Eine nächste Auflage könnte mehr rote Fäden durch zuweilen wirre historische Gestrüppe anbieten. Register, Jahreszahlen unter Fotos, volle Namensnennungen in Text und Anhang sowie Hinweise auf die Umschrift wären angebracht. Ungeachtet dessen weckt der Autor Neugier. Noch zu Zeiten dieses Ibn Sauds wurden Erdöleinnahmen zum Segen und Fluch, ein zwiespältiges Erbe.Uwe Pfullmann: Ibn Saud. König zwischen Tradition und Fortschritt. Verlag Edition Ost, Berlin 1999. 466 Seiten. 58 DM.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false