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© dpa

Supermarkteinsturz: Falkensee: Ingenieurkammer fordert Dachkontrollen

Justiz ermittelt nach Einsturz des Supermarktes in Falkensee. Einkaufszentrum bleibt komplett geschlossen.

Nach dem Einsturz eines Supermarktdaches in Falkensee am westlichen Berliner Stadtrand hat die Staatsanwaltschaft Potsdam die Suche nach der Ursache übernommen. „Wir ermitteln gegen unbekannt wegen des Verdachtes der Baugefährdung“, sagte ein Sprecher am Freitag. Ein erstes Gutachten von Bausachverständigen werde am Dienstagabend erwartet. Wie berichtet, war das 1 000 Quadratmeter große Dach eines vor sechs Jahren erbauten Rewe-Marktes im Einkaufszentrum Akazienhof am Mittwoch 20 Minuten nach Ladenschluss in sich zusammengestürzt. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass sich zum Zeitpunkt des Unglücks keine Mitarbeiter und keine Kunden mehr in dem Gebäude aufhielten. Der noch mit einem Kontrollgang beschäftigte Filialleiter konnte sich hinter einer Stützmauer in Sicherheit bringen. Er blieb unverletzt.

Nach Auskunft von Falkensees Bürgermeister Heiko Müller bleibt das Einkaufszentrum mit insgesamt sieben Filialen bis auf Weiteres komplett geschlossen. „Hier handelt es sich augenscheinlich um baugleiche Märkte“, sagte er. Eigentümer ist die Herkules Grundstücks AG in Hamburg, die die Läden an die Handelskonzerne vermietet. Auch sie wartet auf die Ermittlungen der Gutachter. Möglicherweise helfen dabei Bilder aus der Überwachungskamera, die unversehrt im Eingangsbereich im Rewe-Markt geborgen werden konnte.

Die Brandenburgische Ingenieurkammer verlangt regelmäßige Überprüfungen der Dachkonstruktionen. „Das muss von der Politik durchgesetzt werden“, sagte das Vorstandsmitglied der Kammer, Dirk Werner, dem Tagesspiegel. „Brücken müssen alle drei Jahre auf ihren Zustand hin kontrolliert werden. Auch jedes Auto muss regelmäßig zum Tüv oder zur Dekra. Nur bei Dächern tut man sich schwer.“ Gesetzlich vorgeschrieben sei jetzt zwar für jedes Haus ein Energiepass, aber nach der Sicherheit der Konstruktion frage niemand. Bislang vertraut die Politik auf das freiwillige Verantwortungsbewusstsein der Marktbetreiber. So verteilte die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall im Jahre 2006 mit 15 Toten eine Check-Liste zur Überprüfung von Dächern. Die Einhaltung ist aber Sache der Eigentümer. Eine Kontrolle erfolgt bislang nicht.

Die Handelsgruppe Rewe warnte vor eine allgemeine Hysterie um die Sicherheit der Supermärkte. „Wir gehen von einem sehr bedauerlichen Einzelfall aus“, sagte Pressesprecher Stefan Mechnig.

Betroffen vom Unglück sind nicht allein Rewe und die ebenfalls geschlossenen Filialen von Aldi und Rossmann, sondern auch die im Eingangsbereich untergebrachte Bäckerei-Verkaufsstelle eines in Rathenow beheimateten Mittelständlers. Hier ist nichts mehr zu retten, zumal es durch das offene Dach inzwischen auch durchgeregnet hat. Das gesamte Gebäude wird deshalb abgerissen.

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