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Das sportärztliche Team: Die Olympia-Apotheke

23 Ärzte und 30 Physiotherapeuten reisen nach London und betreuen die deutsche Mannschaft bei den Olympischen Spielen.

Klaus Eder ist, wie viele Niederbayern, ein Mann der klaren Worte. „Ein Hochleistungssportler“, sagt der Chef der Physiotherapeuten in der deutschen Olympiamannschaft, „ist wie ein Formel-1-Auto. Da reicht es nicht, nach 30. 000 Kilometern mal wieder zur Inspektion zu kommen.“ Der Hochleistungsmensch will gehegt und gepflegt werden, und zwar nicht nur auf Eders Massagebank in Donaustauf.

Die sportmedizinische Betreuung in London, berichtet der verantwortliche Arzt Bernd Wolfarth, falle etwas geringer aus als noch vor vier Jahren in Peking, was an der geringeren Anzahl der Athleten liegt: 23 Ärzte und 30 Physiotherapeuten sind in London im Einsatz.

Bernd Wolfarth ist nicht das erste Mal bei Olympischen Spielen, aber erstmals verantwortlich für das sportärztliche Team. Er ist Nachfolger von Wilfried Kindermann, der einst seinem Lehrvater Joseph Keul nachgefolgt war – jenem allmächtigem Sportmediziner, der rund 25 Jahre, von 1975 bis zu seinem Tod im Jahr 2000, die Szene in der Bundesrepublik beherrschte. 2007, als der EPO-Skandal an der Universität Freiburg hochklappte, wurde Keul posthum für die unhaltbaren Zustände an seinem Institut verantwortlich gemacht, das das Nierenpräparat systematisch an Mitglieder des Radrennstalls Team Telekom verabreicht haben soll.

Auch Wolfarth ist ein Schüler Keuls. 1993 hat er bei ihm promoviert. In der Dissertation mit dem Titel „Zur Regeneration im Ausdauersport – das Verhalten zellulärer und humoraler Immunparameter während einer 8-wöchigen Trainingsphase“ verarbeitete er Resultate des 300.000 Mark teuren Forschungsprojektes „Regeneration und Testosteron“, das heute äußerst kritisch betrachtet wird.

Von der großen Tradition der Freiburger Sportmedizin bei deutschen Olympiaexpeditionen war in London keine Rede; auch nicht davon, dass man immer noch auf die Resultate der Freiburger Untersuchungskommission wartet. Wolfarth indes plädierte vor den Spielen nun für einen „verantwortungsvollen Umgang“ mit Schmerzmitteln, für die es seiner Erfahrung nach „in einigen Sportarten einen hohen Bedarf gibt“. Nur der Arzt dürfe die Verabreichung indizieren, nicht der Athlet selbst. Das hatte Keul in den 1970er Jahren auch gefordert. Nur damals war von Testosteron die Rede.

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