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Halleluja für Ghana: Ein Kick für den Herrn

Die Christian Revival Church im Wedding lädt zum Fußballfest. Reverend Kingsley Arthur gibt dabei den Ton an. Er sagt: "Mein Mutterland ist Ghana, mein Vaterland ist Deutschland".

„Wir werden so laut anfeuern, dass das bis nach Südafrika zu hören ist“, sagt Reverend Kingsley Arthur und lacht. In seinen Gottesdiensten spielt der Pastor der freien Kirchengemeinde „Christian Revival Church“ an der Maxstraße 5 in Wedding kräftig Schlagzeug – das wird er auch beim Spiel am Mittwochabend Ghana gegen Deutschland tun. „Halleluja“, sagt der 51-jährige gebürtige Ghanaer aus Wedding , „es spielt eine der besten Mannschaften, wenn nicht die beste Europas gegen einen ebenbürtigen Gegner aus Afrika.“ Deshalb glaubt er, dass jedes Team ein Tor schießt – letztlich „möge die beste Mannschaft gewinnen“. Seine Gemeinde lädt heute zum Public Viewing.

Der Wahlberliner Kingsley Arthur wird auch Jembe spielen und will zudem mit Kongos Stimmung machen. Der Pastor holt jetzt das Dong-Dong-Schlaginstrument mit dem Holzstock hervor, mit dem in seiner alten Heimat die Sprecher der Häuptlinge auf sich aufmerksam machen. Klar, auch Vuvuzelas dürfen beim Fußballgucken am Mittwochabend nicht fehlen – mit denen liefern sich die Zuschauer in Südafrika sonst spielerische musikalische Dialoge, weiß Arthur, aber darin seien die vielen neuen weißen Fans der Sportart Fußball auf dem Kontinent nicht geübt.

Und die Nachbarn in Wedding, was sagen die? Die wollen mitmachen und kommen, Public Viewing gibt es auf drei Bildschirmen ab 19 Uhr mit Gospelchor, Breakdance und ghanaischem Essen, sagt Pastorin Evelyn Werther. 22 Nationen gehören zur Gemeinde, deren beide Pastoren auch Sozialberatung über ihren von privaten Spenden abhängenden „Rat + Hilfe e. V.“ an der Exerzierstraße 23 anbieten. Der Bürgermeister von Mitte, Christian Hanke, will auch anfeuern kommen.

Einige hundert Ghanaer leben in Berlin, laut offiziellen Statistiken 18.200 Afrikaner. Viele treffen sich zum Spiel in ihren Clubs, im Haus der Kulturen der Welt – und singen wie der Reverend „Ghana Yee, Osei yee“: Steh fest, Ghana! Nein, sagt der Pastor, „ Boateng, der hat Ballack nicht absichtlich außer Gefecht gesetzt“.

Spricht man mit dem siebenfachen Vater, geht im schlichten, fußballerisch geschmückten Kirchenraum im Erdgeschoss des Altbaus die Sonne auf. „Mein Mutterland ist Ghana, mein Vaterland ist Deutschland“, sagt Arthur. Er wurde in der Küstenstadt Tema geboren, von einem weißen Missionar getauft – die Reformationsgeschichte und Martin Luther faszinierten ihn. „Dieses Land, diese Kirche wollte ich kennenlernen.“ Dann die Enttäuschung, in den leeren deutschen Kirchen mit nüchternen Gottesdiensten.

Anders in der Maxstraße, Reverend Kingsley Arthur auf der Altarbühne voran. Er hat in Deutschland zunächst Betriebswirtschaftslehre studiert, dann seinen Doktor gemacht, war der erste schwarze Chef im früheren Landesamt für Verteidigungslasten. Dann rief ihn der Herr, sagt er strahlend, und Arthur studierte Theologie. Seither gibt er der Gemeinde den Kick.

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