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Die Küste bricht ein: Regen sprengt Kreidefelsen auf Rügen

Am vergangenen Wochenende sind auf Rügen riesige Mengen von Kreide ins Meer gestürzt. Grund ist der viele Regen in den letzten Wochen.

Die Ostsee vor den berühmten Kreidefelsen auf Rügen zeigt sich derzeit wieder auf mehr als 100 Meter Länge ganz in Weiß mit einigen türkisgrünen Tupfern. Es dürfte einige Zeit dauern, bis das Wasser zwischen dem Königsstuhl und der Stadt Saßnitz wieder seine ursprüngliche Farbe angenommen hat.

Am vergangenen Wochenende sind riesige Mengen von Kreide ins Meer gestürzt. Das Nationalparkamt Jasmund geht von einem 30 000 Kubikmeter großen Kreide- und Mergelgemisch aus, das aus rund 70 Meter Höhe auf den Strand fiel und dann von den Wellen ins Meer getragen wurde. Personen kamen nicht zu Schaden. Schon seit einigen Wochen werden die zahlreichen Spaziergänger in dieser vielbesuchten Region durch Nationalparkranger und Schilder zu erhöhter Vorsicht aufgefordert.

Der letzte Kreideabbruch liegt erst zwei Wochen zurück. Als Auslöser gelten die starken Niederschläge in diesem Jahr. „Allein im Juli fielen auf Rügen 210 Liter Regen pro Quadratmeter“, hieß es vom Wetterstudio auf der benachbarten Insel Hiddensee. „Das ist rund ein Drittel des üblichen langjährigen Jahresmittels.“

Noch drastischer fällt die Bilanz aus, wenn man die Niederschlagsmengen seit August vor einem Jahr betrachtet. Demnach musste der Boden 1100 Liter Regen pro Quadratmeter aufnehmen, also fast das Zweifache der üblicherweise gemessenen Werte.

Was in anderen Landstrichen zu überschwemmten Feldern und Hochwasser in Flüssen und Bächen führt, löst an der 13 Kilometer langen Kreideküste auf Rügen regelrechte Sprengungen aus. „Vor etwa 12 000 Jahren haben sich die aus Kalkablagerungen einzelliger Lebewesen bestehenden Kreideplatten an der Küste um bis zu 90 Grad aufgerichtet“, erklärt Thomas Fitzke vom Kreidemuseum in Gummanz auf Rügen die Zusammenhänge. „Dahinter befinden sich Erd- und Geröllmassen.

Das viele Regenwasser sucht sich seinen Weg, stößt aber dann auf die fast undurchlässigen Kreidefelsen. Irgendwann wird der Druck zu groß und die weißen Massen brechen in großen Stücken ab.“ Fachleute weisen auch auf den Anstieg des Ostseepegels um 28 Zentimeter in den vergangenen 200 Jahren hin. Dadurch fehle nun der stabilisierende Hangfuß aus Kreide, Sand und Mergel. Die Brandung trifft jetzt direkt auf die Kreidewand, die dadurch ihren Halt verliert.

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