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Schwere Last. Es regnete am Mittwoch an der Solon-Zentrale in Berlin-Adlershof. Allein dort müssen mehr als 500 Mitarbeiter um ihren Job bangen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Insolvenz: Solon-Pleite wird teuer für Berlin

Dem Solarunternehmen Solon gelingt es nicht, seinen Schuldenberg abzubauen. Die Pleite bedroht mehr als 500 Arbeitsplätze in Berlin. Politiker reagieren mit Enttäuschung.

15 Jahre. Solon ist ein sehr altes Unternehmen in dieser jungen Branche der Solarmodulhersteller. Nun könnte einer der einstige Hoffnungsträger der Berliner Industrie und der Solarwirtschaft insgesamt innerhalb weniger Monate abgewickelt werden. 511 Mitarbeiter müssen allein in Berlin um ihren Job fürchten. Bund, sowie die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bangen zugleich um 146 Millionen Euro, die sie dem Unternehmen als Kreditbürgschaft gewährt haben.

Solon hatte am späten Dienstagabend beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenzantrag gestellt. Die Aktie des seit 1998 börsennotierten Unternehmens brach am Mittwoch um mehr als 60 Prozent ein. Das Papier notierte kurz vor Börsenschluss 47 Prozent leichter als am Vortag bei 0,50 Euro. Im Jahr 2007 war es für 87 Euro gehandelt worden. Damals war die Firma rund 1,5 Milliarden Euro wert, soviel wie SMA Solar und Solarworld nach aktuellem Börsenkurs zusammen. Solon teilte als Begründung für den Insolvenzantrag mit, dass man sich in den letzten Monaten intensiv um eine finanzielle Restrukturierung bemüht habe, die Verhandlungen mit Investoren, Banken und Bürgen über eine einvernehmliche Lösung nun aber gescheitert seien. „Die Solon SE wird nun die Möglichkeiten zur Restrukturierung im Rahmen des Insolvenzverfahrens nutzen“, hieß es.

Wie groß diese Möglichkeiten sind, versuchte am Mittwoch zunächst Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg, Namenspartner der Charlottenburger Kanzlei HWW Wienberg Wilhelm, in ersten Gesprächen auszuloten. Am frühen Abend verbreitete er lediglich eine knappe Erklärung, in der es hieß: „Der Geschäftsbetrieb der Solon-Gruppe mit weltweit knapp 800 Mitarbeitern läuft ohne Einschränkungen weiter. Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate bis Ende Februar 2012 gesichert“.

Für die Mitarbeiter, von denen die meisten schon vor Wochen auf Kurzarbeit gesetzt worden waren, bedeutet das immerhin, dass sie nicht noch vor Weihnachten arbeitslos sind. Mehr aber auch nicht. Denn in der Branche fragt man sich, warum Wienberg gelingen sollte, was dem alterierenden Vorstandschef Stefan Säuberlich und Vorstand Walter Bickel bisher nicht gelungen ist. Die beiden waren schließlich auch geholt worden, um das Unternehmen zu sanieren und neu auszurichten. Bickel hatte zuvor immerhin den Roboterhersteller Kuka retten können. Oberstes Ziel der Führung war es, die Schuldenlast von 400 Millionen Euro abzulösen.

Das musste bis Jahresende geschehen. Säuberlich hatte sich zuletzt mehrfach sehr optimistisch darüber geäußert, dass das gelingen kann. Daran musste vor allem auch die öffentlichen Gläubiger ein Interesse haben. Das Land Berlin steuerte im vergangenen Jahr 38 Millionen Euro bei, um für den Kredit eines Konsortiums unter Führung der Deutschen Bank zu bürgen. „Wir sind da ziemlich weit gegangen“, sagte eine Sprecherin des parteilosen Finanzsenators Ulrich Nußbaum gestern. Ob das Land Berlin die Summe nun komplett abschreiben muss, werde sich erst im laufenden Insolvenzverfahren klären, sagte sie.

Die neue, ebenfalls parteilose, Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz teilte mit: „Wir bedauern es außerordentlich, dass es dem Unternehmen, den Banken und Investoren nicht gelungen ist, Solon zukunftsfähig auszurichten und die Arbeitsplätze zu sichern.“ Die Bürgen, also Bund und Länder, seien dem Unternehmen seit dem Sommer mehrfach entgegengekommen.

Timon Meyer, Geschäftsführer des Branchennetzwerkes Berlin Solar Network, zeigte sich enttäuscht über die Pleite. „Man sollte aber nicht daraus schließen, dass es anderen Unternehmen der Stadt bald auch so ergeht. Eine Ansteckungsgefahr sehe ich nicht“. Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger nannte die Pleite „tragisch“. In dem Fall könne man die Schuld kaum beim aktuellen Management suchen. Solon habe auch einfach Pech gehabt.

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