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Die Heinrich-Schulz-Bibliothek im Rathaus Charlottenburg muss saniert werden.

© Cay Dobberke / TSP

Medien statt Menüs: Hauptbibliothek der Berliner City West zieht in früheres Restaurant um

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf will die Räume der Heinrich-Schulz-Bibliothek sanieren. Währenddessen soll sie den geschlossenen „Ratskeller“ im Rathaus nutzen.

Hinter dem geplanten Umzug der Heinrich-Schulz-Bibliothek innerhalb des Rathauses Charlottenburg steckt ein mittleres Drama der Bildungs- und Kulturpolitik. Die Räume an der Otto-Suhr-Allee 96 sind die Zentrale der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf. Nach Einschätzung des Bezirksamts müssen sie dringend saniert werden.

Deshalb zieht die Bibliothek in das frühere Restaurant „Ratskeller Charlottenburg“ um und bleibt vom 22. Mai bis zum 2. Juli geschlossen. Medien können andernorts zurückgegeben werden.

Eine neue Zentralbibliothek strebte Bildungs- und Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) in der ehemaligen Charlottenburger Filiale von Peek & Cloppenburg im „Kant-Center“ an der Ecke Kantstraße und der Wilmersdorfer Straße an. Doch die Senatsfinanzverwaltung stellte sich quer. Der Bezirk habe einen „Überschuss“ an Büroflächen. Die Stadträtin protestierte erfolglos.

Das frühere Restaurant „Ratskeller Charlottenburg“ schloss vor mehr als vier Jahren.

© Cay Dobberke / TSP

So bleibt nur der frühere Ratskeller als Ausweichquartier übrig. Allerdings ist er zu klein für das Konzept einer multifunktionalen Zentralbibliothek mit längeren Öffnungszeiten. Nach drei Jahren soll die Hauptstelle in ihren alten Saal zurückkehren. Bis dahin wird dort unter anderem das Dach erneuert und eine Klimaanlage installiert.

Den Mietvertrag der langjährigen Restaurantwirtin Angelika Scholtz hatte das Bezirksamt nicht über das Jahresende 2018 hinaus verlängert. Nach Tagesspiegel-Informationen wollten Mitglieder des Bezirksamts – allen voran der damalige Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) – nicht länger hinnehmen, dass Scholtz regelmäßig auch AfD-Politiker bewirtete.

Die Gastronomin erwiderte, sie sei vertraglich dazu verpflichtet, alle „Vereinigungen und politischen Gruppierungen“ zu bedienen, die eine Fraktion in der BVV haben.

Offiziell nannte das Bezirksamt einen anderen Grund für die Schließung: In den Räumen des Lokals und der benachbarten Personalkantine könnten Verwaltungsbüros entstehen. Lange geschah jedoch nichts. Später diente der Ratskeller als Corona-Testzentrum für Verwaltungskräfte und Anlaufstelle für Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine.

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