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Schwarze Komödie: Fesch, aber falsch

Der ARD-Film „Seine Mutter und ich“ zeigt, dass auch Schwiegertöchter gemein sein können

Das geht nicht gut, so viel steht fest. Ein Pilot in Uniform, muss das denn sein? Die Eltern der Braut sind von der Wahl nicht gerade begeistert. Und auch die Gegenschwiegerseite zeigt sich skeptisch: Kann die überhaupt kochen, die Braut, ein richtiges Schnitzel, wie der Burli es braucht? Dann noch ein hysterischer Anfall kurz vor dem Jawort, und ein heftiger Windstoß, der das Hochzeitsbild durcheinanderfegt. Diese Trauung steht unter keinem guten Stern.

Wer Romantik, rote Rosen und Harmonie erwartet hat, ist bei Ulli Schwarzenberger ohnehin falsch. Die Wienerin, die das Drehbuch zum Film „Seine Mutter und ich“ geschrieben hat, den die ARD am Mittwoch zeigt, ist Spezialistin fürs richtig schön Böse und Fiese und Regisseur Wolfgang Murnberger tut das Seine, der Sache noch richtig Schwung zu verleihen. Schnell bröckelt der schöne Schein. Wer sagt, dass immer die Schwiegermutter das Monster sei? So eine Schwiegertochter ist auch eine Strafe.

Salat oder Schnitzel, Buch oder Fernsehen, Rosen oder pflegeleichter Rollrasen: Sie beißen sich aneinander die Zähne aus, die frisch verheiratete und bald schwangere Verlagslektorin Marie, die nicht viel mehr tut als im Großraumbüro mit der besten Freundin Beziehung und Karriere durchzuhecheln – und ihre Schwiegermutter Leopoldine, die einsam in ihrer riesigen Villa haust, leidenschaftlich Schnitzel brät und bekennt: „Ohne meine Pülverchen kann ich nicht“. Bald stecken sie in einer Drei-Generationen-WG fest, beide entschlossen, die Oberhand zu behalten, von Rücksicht und Liebe keine Spur. Nicht einmal zum Tod des Schwiegervaters gab es Tränen. Sind schon Monster, diese beiden Frauen. Die Frage nur, wer hält es länger aus.

Muriel Baumeister und Marianne Mendt sind ebenbürtige Gegner – schön, blond, elegant, ein Schwiegermuttertraum die eine, aber oh, der begehrliche Blick, mit dem sie die Villa mustert, der sagt schon alles. Und die andere immer theatralisch verzweifelnd, immer zu laut, immer zu burschikos-übergriffig, ein Schwiegertochteralbtraum, und am Ende kommt noch die Mitleidstour. Und dazwischen steht Hubert, der Weichling von einem Sohn (Andreas Kiendl), der als Pilot durch die Welt jettet, immer eine schöne Stewardess im Schlepptau, und wenn er zu Hause ist, hockt er vor dem Fernseher und lässt sich von Muttern die Wäsche bügeln. Was Marie und er je aneinander gefunden haben, bleibt offen, außer dass er ganz fesch ist – die Feschen waren schon immer die Falschen. Aber immerhin tauchen da noch verschwiegene Geliebte, vergessene Halbbrüder und ein unwiderstehlicher Landarzt auf, und dazu ein Testament, mit dem in der prächtigen Villa, in der sich Marie und Leopoldine zu einer ganz und gar nicht idealen Generationen-WG zusammengefunden haben, bald ein anderes Leben herrscht.

Die boshaften Mütter, die verwöhnten Söhne, verlorene Erbschaften und missglückte Feste, daraus strickt Ulli Schwarzenberger gern ihre Komödien, von „Single Bells“ und „O Palmenbaum“ bis zu „Zuckeroma“ und „Mutters Liebling“. Und immer steht im Hintergrund auch eine gehörige Portion Klassenkampf – Ehrgeiz und Geldgier, Neid und Minderwertigkeitsgefühle befeuern auch in „Seine Mutter und ich“ die Konflikte zwischen der großbürgerlichen Marie und ihrer Schwiegermutter, jeder Satz ein Lüge, jeder Blick Berechnung. So unversöhnlich hart, so herrlich boshaft und am Ende gnadenlos unkorrekt geht das wohl nur in Österreich. „Seine Mutter und ich“ ist, glänzend gespielt, glänzend inszeniert, das Ideal einer schwarzen Komödie. Christina Tilman

„Seine Mutter und ich“, 20 Uhr 15, ARD

Christina Tilman

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