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Sänger grüßt Kanzlerin: Roger Cicero und Angela Merkel beim VPRT-Sommerfest

© dpa

30 Jahre privater Rundfunk: Angela Merkel feiert mit RTL, Sat1 & Co.

Die Kanzlerin weiß: Der private Rundfunk hat die Medienlandschaft in Deutschland bereichert. Nach der Wende war die Politikerin vom "sehr vielfältigen Programm" überrascht worden. Vielleicht auch geschockt.

Das Motto war eigentlich: „Hören. Sehen. Feiern“. Spätestens mit der Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel wäre eine Umbenennung möglich gewesen: „Hören. Sehen. Staunen“. Die CDU-Politikerin erinnerte sich und die Festgesellschaft zu 30 Jahren privatem Rundfunk am Dienstag in Berlin an ihre Anfänge mit RTL, Sat1 und Co. „Nach der Wende, Anfang der 90er Jahre, kam mir das Programm der privaten Sender sehr vielfältig vor. Mittlerweile komme ich damit klar.“ „Vielfältig“, das war die bundeskanzlerisch-zurückhaltende Umschreibung, was der private Rundfunk, namentlich die TV-Programme RTL und Sat 1, mit dem Sendestart 1984 erst auf die bundesdeutsche, später die gesamtdeutsche Bevölkerung losließen. Pralle und prollige Unterhaltung, mit der RTL-Ausziehshow „Tutti Frutti“ hinreichend gekennzeichnet.

Das war vor gut 30 Jahren. Heute, und das zog sich wie ein roter Faden durch die Reden und Gespräche bei der Geburtstagsfeier am Dienstagabend in Berlin, ist der kommerziell ausgerichtete und in seinem Kern werbefinanzierte Rundfunk nicht nur erwachsen, sondern ein sehr kräftiges Kerlchen geworden. Rund 25000 Mitarbeiter erzielen mit 391 Fernseh- und 268 Radioprogrammen einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Euro. Free-TV, Pay-TV, Homeshopping, Comedyfunk, Klassikradio, Programme mit vornehmlich Unterhaltung, aber im Fernsehbereich auch mit entwickelter und etablierter Information (n-tv, N24) zeigen, wie sehr sich die vom damaligen CDU-Kanzler Helmut Kohl und seinem Postminister Christian Schwarz-Schilling initiierte Auflösung des öffentlich-rechtlichen Monopols Markt- und Kreativkräfte freigesetzt hat.

Der private Rundfunk hat die Medienlandschaft bereichert

Bundeskanzlerin Merkel unterstrich bei ihrer Rede Rolle und Gewicht von RTL, Sky & Co. im Publikum: „Dass Fernsehen und Radio so beliebt sind, daran hat der private Rundfunk einen entscheidenden Anteil." Fernsehen sei noch immer die Freizeitbeschäftigung Nummer eins der Deutschen. Auch die Faszination für das Radio mit mehr als 54 Millionen Nutzern täglich sei ungebrochen. Die Marktanteile der Privaten seien entsprechend hoch. „Der private Rundfunk hat die Medienlandschaft bereichert und er tut es weiterhin“, sagte die Kanzlerin beim Festakt, den der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) ausrichtete. Der Wirtschaftsverband ist die Interessenvertretung der privaten Anbieter von Hörfunk, Fernsehen sowie vergleichbaren Tele- und Onlinemedien.

Roger Cicero singt für die Kanzlerin

Das duale System habe sich bewährt, sagte Merkel weiter. „Wir haben in Deutschland eine der vielfältigsten Rundfunklandschaften der Welt und darauf können wir alle gemeinsam stolz sein.“ Entscheidend für die weitere Entwicklung sei, wie die Sender die Chancen des digitalen Wandels ausschöpften. Fernsehen und Radio seien schon heute digitale Medienunternehmen mit verschiedenen Verbreitungswegen. „Doch was nützt der modernste Zugang, wenn der Inhalt nicht geschützt ist“, sagte Merkel. Wenn Kreativität und kulturelle Betätigung keinen Wert mehr hätten, weil der angeblich freie Zugang zu allem der Maßstab sein müsse, dann werde es wirkliche Kreativität nicht mehr geben. Deswegen sei ein gutes Urheberrecht notwendig.

Mit ihren sehr freundlichen Worten hatte die Kanzlerin die VPRT-Gemeinde schnell auf ihre Seite gezogen. Zum Dank bekam sie ihren Lieblingssänger geboten: Roger Cicero. Der sang auch gleich „Frauen regieren die Welt“. Dass Cicero bei einem Privatsender unter Vertrag steht und entsprechend kostengünstig zu engagieren war, musste der Regierungschefin ja nicht auf die Nase gebunden werden.

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