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Walter Loving (Hans Hollmann) begrüßt in einer Szene des "Tatort: Die Musik stirbt zuletzt" die VIP-Gäste zum Benefizkonzert.

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Update

ARD-Krimi fällt ins Sommerloch: Stell Dir vor, es läuft "Tatort - und kaum einer schaut hin

Der Schweizer "Tatort" setzt mit 4,79 Millionen Tiefmarke beim Zuschauerzuspruch. Im Juli 2018 wird so wenig fernsehgesehen wie seit fünf Jahren nicht

Ob sich das die „Tatort“-Koordination getraut hätte? Den München-Krimi oder das Erfolgsstück der Reihe schlechthin, den Münster-Scherz mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl, am Sonntag, den 5. August, auszustrahlen? Hätte sie nicht, denn dann wären BR und WDR Sturm gelaufen. Gut, dass es da den Schweizer „Tatort“ gibt. Der ist der geborene Lückenbüßer, wird zu gerne eingesetzt, wenn eine schmale Quote droht. Und die droht im Moment des Jahrhundertsommers jedem Fernsehstück. Den Schweizer „Tatort“ mit dem Titel „Die Musik stirbt zuletzt“, gedreht von Regisseur Dani Levy in einer einzigen Kamerafahrt, also verfolgten 4,79 Millionen Zuschauer. Der Krimi war immerhin attraktiv genug, um die RTL-Übertragung des Testspiels des FC Bayern gegen Manchester United zu schlagen. In der stärkeren zweiten Halbzeit sahen 3,44 Millionen Zuschauer zu.

Der bisher schwächste „Tatort“-Krimi in der jüngeren Vergangenheit war der 130 Minuten lange Kinofilm „Off Duty“ mit Til Schweiger am 8. Juli dieses Jahres, der 5,34 Millionen Zuschauer hatte. Das österreichische Stück „Hiob“ kam im Jahr 2010 auf 5,93 Millionen Zuschauer – gefolgt vom Kieler „Tatort: Borowski und das Fest“ 2017 mit 6,11 Millionen und dem Schweizer Krimi „Schutzlos“ 2015 mit 6,12 Millionen. Den absoluten Minusrekord hält ein Berliner „Tatort“ („Ein Hauch von Hollywood“), der ausnahmsweise an einem Montagabend im Sommer 1998 um 23.20 Uhr gezeigt wurde. Ihn sahen lediglich 1,11 Millionen Menschen. Ein guter „Tatort“ dagegen erreicht um die neun, manchmal auch deutlich über zehn Millionen Zuschauer.

Tiefste Juli-Sehdauer seit 2014

„Die Musik stirbt zuletzt“ hat eine Negativmarke gesetzt. Es gilt aber das Umfeld zu bedenken. Nach Angaben der ARD-Medienforschung ist die durchschnittliche Sehdauer im Juli 2018 abgesackt. Die Durchschnittswerte für die Juli-Monate der fünf vergangenen Jahre: 195 Minuten (2014), 199 Minuten (2015), 196 Minuten (2016), 199 Minuten (2017 ) - und 192 Minuten 2018. Das ist allerhand, zeigt es doch, dass das extrem warme Wetter die Gewohnheit fernzusehen bei diesem oder jenem Zuschauer außer Kraft setzt. Der Schweizer „Tatort“ war – im Rahmen der Möglichkeiten – erfolgreich.

„Angesichts des Stoffs, der dramaturgischen Umsetzung und des experimentellen Ansatzes von Dani Levys ,Tatort' ist das für einen Sonntagskrimi mitten in der Sommerhitze in meinen Augen ein sehr respektables Ergebnis“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres am Montag. „Aber natürlich sind das nicht die Zuschauerzahlen, die wir uns für einen ,Tatort' in der ,Hauptsaison' wünschen.“ Auch der „Tatort“-Experte François Werner, der die Fanseite „Tatort-Fundus.de“ betreibt, bringt die schwache Quote mit den hohen Temperaturen in Verbindung, ergänzt aber, dass sich viele Zuschauer sicherlich an der „unkonventionellen Machart“ mit einer Erzählerfigur gestört hätten. Daher sei der Film bewusst in der Sommerzeit „versteckt“ worden.

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