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Medien: Das Online-Volk

Sat 1 zeigt TV-Film zur Einheit vorab im Netz. Auch bei ARD, ZDF und RTL prosperieren die Mediatheken

Der 3. Oktober ist im Fernsehen endgültig als Tag der Deutschen Einheit angekommen. Früher liefen die meisten Filme zur Wiedervereinigung liefen am 9. November. Nun erhält der offizielle Feiertag seine eigentliche Bedeutung. Das sieht jedenfalls der Berliner Privatsender Sat 1 so. Der Event-Zweiteiler „Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen“ mit Heiner Lauterbach läuft im Free-TV am kommenden Montag und Dienstag – im Internet vorab schon vom 2. Oktober an auf der Video-on-demand-Plattform der ProSiebenSat-1-Gruppe, Maxdome. „Bei Serien machen wir das schon lange so. Da sich inzwischen die Internetplattform bei unseren Zuschauern etabliert hat, zeigen wir nun erstmals auch ein TV-Movie vorab auf Maxdome“, sagt Sprecher Christian Senft. Für diesen Zeitvorteil wird der Internetnutzer allerdings zur Kasse gebeten: die Maxdome-Filmversion der letzten Monate der DDR kostet 2,49 Euro.

Die vier großen deutschen Sendergruppen sind mittlerweile komplett mit Abrufangeboten im Internet vertreten, die sich allerdings in Tiefe und Ausrichtung deutlich voneinander unterscheiden. Die größten Erfahrungen bei den Privatsendern hat die ProSiebenSat-1-Senderfamilie. Deren Online-Videothek geht weit über die nachträgliche Bereitstellung von TV-Sendungen hinaus. Wer die Startseite von Maxdome.de aufruft, findet dort neben erfolgreichen Serien wie „Grey's Anatomy“ oder „Anna und die Liebe“ und der aktuellen „Popstars“-Staffel auch eine Vielzahl von Kinofilmen, die teilweise sogar zeitgleich mit dem DVD-Verkauf ins Internet gestellt werden. Auch Erotik und Sport sollen die Zuschauer locken, Maxdome zeigt unter anderem Schalke-04-TV. Die Plattform kennt drei verschiedene Finanzierungsmodelle. Die TV-Produktionen, die für sieben Tage kostenlos abgerufen werden können, enthalten wie vom Fernsehen gewohnt Werbung. Serien kosten zwischen 99 Cent und 1,49 Euro je Folge, Blockbuster-Filme können für vier bis fünf Euro je Titel innerhalb von 24 Stunden angesehen werden. Zudem gibt es eine Reihe von Monatsabos: Für das Premium-Paket werden im Monat beispielsweise rund 20 Euro verlangt.

Vor allem Serien laufen in den Mediatheken – sowohl den privaten als auch den öffentlich-rechtlichen – hervorragend. Je stärker die Community, desto stärker werden die Folgen abgerufen. Im Internet können die Fans einerseits verpasste Folgen nachholen, von den besonders erfolgreichen Serien gibt es zudem Previews, die bei täglichen Soaps oder Telenovelas einen Tag vor der regulären Ausstrahlung zu sehen sind, bei wöchentlichem Rhythmus sogar mitunter eine Woche vorher. So kann man nicht nur mitreden, für Preise von einem bis zwei Euro hat man anderen Fans eventuell sogar etwas voraus. Dabei darf man nicht vergessen, dass Fernsehen im Internet nicht nur in den Mediatheken, sondern zusätzlich noch auf den ganz normalen Homepages der Sender stattfindet und es daneben auch noch die großen Bewegtbildplattformen wie Youtube oder in Deutschland unter anderem auch My-Video gibt, deren Abrufzahlen regelmäßig in die Millionen geht.

RTLnow ist hingegen die Fortführung der RTL-Programms im Internet. Die Seite definiert sich selbst als Video-Abrufportal, in dem vor allem die seriellen Formate das Programm bestimmen. Besonders gut bei RTLnow laufen Serien wie „Alles was zählt“, aber auch „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ (GZSZ) oder Formate wie „Wer wird Millionär“ haben ihre treuen Nutzer. Für die meisten Sendungen gilt das Primat der Werbefinanzierung. Die aktuelle Folge ist so gut wie immer umsonst. Gezahlt werden muss hingegen für die Pre-TV-Ausstrahlung, in der man die neueste Folge bereits Tage vor der TV-Ausstrahlung sehen kann. Auch das Archiv ist teilweise kostenpflichtig, wobei eine Folge von „Alarm für Cobra 11“ zum Beispiel einen Euro kostet. Auch GZSZ kostet Geld, das aber mehr aus historischen Gründen: GZSZ gibt es im Internet bereits seit sechs Jahren zum Abruf aus dem Internet. RTLnow ist hingegen gerade erst im Januar 2007 an den Start gegangen. Bereits ein Jahr später, im Frühjahr 2008 lag die Zahl der monatlichen Abrufe bei fast 13 Millionen.

Bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern schaut man derzeit mit dem Zweiten am besten. Im ZDF-Angebot unter mediathek.zdf.de werden bereits die Hälfte aller Sendungen online bereitgestellt, wobei wie bei den privaten Anbietern vor allem die Serien im dauerhaften Brennpunkt des Interesses stehen. Aber auch Magazinsendungen, Reportagen, Dokumentationen oder Satiresendungen wie „Neues aus der Anstalt“ werden abgefragt. Das ZDF hat zum Start der Serie „Kriminaldauerdienst KDD“ und mit einer Folge der Krimireihe „Wilsberg“ zwar ebenfalls Erfahrungen mit Previews gemacht, im Dauerbetrieb findet das jedoch nicht statt. In der Regel gilt für das ZDF die Sieben-Tage-Regel, nach der die Sendungen für sieben Tage nach der Ausstrahlung im Internet angesehen werden können, wobei einige Verbrauchersendungen auch länger vorgehalten werden. Dabei spielt die derzeitige Diskussion um den Rundfunkänderungsstaatsvertrag eine große Rolle, mit dem unter anderem geregelt werden soll, welche Grenzen es für ARD und ZDF im Internet geben soll. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer gibt das ZDF nicht bekannt, im Durchschnitt liege die Zahl der Abrufe bei 9,5 Millionen je Monat.

Bei der ARD hat es wegen der besonderen Struktur der Sendergruppe etwas länger gedauert, bis die Angebote der einzelnen ARD-Sender unter einer gemeinsamen Oberfläche vereint wurden. Zudem wird von der ARD immer wieder betont, dass die Mediathek in der derzeitigen Form noch einen sehr vorläufigen Charakter hat. Doch bereits jetzt wird deutlich, welches Potenzial hinter diesem Senderverbund mit dem Gemeinschaftsprogramm des Ersten, den Dritten Programmen und den zahlreichen Radiowellen steckt und das bereits in Ansätzen abgebildet wird. Viele Formate stehen nicht nur wie bei den anderen Mediatheken als Abrufangebote zur Nutzung am Internetrechner zur Verfügung, sondern können zusätzlich als Podcast heruntergeladen und auf einem mobilen Gerät wie dem iPod unterwegs konsumiert werden.

Was die tatsächliche Verankerung der Internetmediatheken im Bewusstsein der Zuschauer betrifft, verhält es sich ähnlich wie mit dem 3. Oktober. So zählt Maxdome zwar bereits einige Millionen registrierter Nutzer, die Zahl der tatsächlichen aktiven Kunden liegt jedoch weit darunter: „Zurzeit kommen wir auf 200000 aktive Nutzer monatlich, die regelmäßig Filme, Serien oder Sportereignisse im Internet sehen“, sagt Maxdome-Sprecher Senft. Es braucht Zeit, um sich an die neuen Zeiten zu gewöhnen.

www.maxdome.de; www.rtlnow.de

mediathek.zdf.de

www.ardmediathek.de

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