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Abgerutscht. Moderator Markus Lanz tanzt in der Messehalle in Freiburg mit den Chippendales. 8,89 Millionen Zuschauer sahen die Weihnachtsausgabe von „Wetten, dass..?“, in etwa so viele wie zuletzt bei Thomas Gottschalk. Foto: dpa

© dpa

Medien: Das perlt

Markus Lanz kommt unfallfrei durch seine dritte Ausgabe von „Wetten, dass..?“.

Samstagabend im ZDF. Lagerfeuerunterhaltung. Markus Lanz und „Wetten, dass..?“ zum Dritten. Federleicht bei dankbaren Freiburgern gelandet, die den Gottschalk-Nachfolger mit minutenlangem Applaus in der Halle empfingen. Fast so lang wie bei Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag. Hollywoodstars ist dieser mediale Auftrieb offenbar egal. Kein Sylvester Stallone, kein Daniel Craig, keine Kate Moss bei „Wetten, dass..?“. Dafür Heino Ferch. Der spielt mit in „Hotel Adlon“, ein deutscher TV-Blockbuster. Und deutsche „Frauenpower“ (Lanz), das ZDF ließ Maria Furtwängler, Helene Fischer und Nena zum Plaudern anrücken, dazu Ferch, Florian David Fitz und Karl Dall. Immerhin, die Weltstars Rihanna, Pink und Alicia Keys trieb es für Minuten auf die Showbühne.

Dem Zweiten ist zugutezuhalten, bei der Neukonzeptionierung nach dem Abgang von Thomas Gottschalk die Balance zwischen Aufmerksamkeit für die Wetten und Gästetalk gefunden zu haben, auch ohne Stars. Das mit der schlagfertigen Gesprächsführung ist allerdings nicht die Sache von Markus Lanz. Wenn dann ein Gast launisch daherkommt. Ein ums andere Mal fuhr Nena dem Moderator ins Wort. Lanz zeigte sich sehr an Nenas Erfolg in den 1980ern interessiert. 99 Luftballons? Darauf Nena: Ach ne, kannst du mir nicht Fragen nach dem Hier und Jetzt stellen? Nena nervt. Im Hier und Jetzt. Da half Lanz und dem Zuschauer auch der Spruch nicht, den Nena der Verlegergattin und Schauspielerin Maria Furtwängler zurief: „Aktiviere deinen Lotus. Dann perlt alles an dir ab.“

Abgehakt. Abgeperlt. Neues Thema. Lanz-Fans kennen solche Irritationen, stören sich nicht daran. Lanz-Hasser werden nach dieser Show nicht eines Besseren belehrt sein. Es gibt keinen anderen größtmöglichen gemeinsamen Nenner für die Moderatorenrolle von Deutschlands immer noch erfolgreichster TV-Abendunterhaltung. Nenas Zicken hatte Lanz nach zehn aus dem Anzug geschüttelt und saß wieder couragiert im weißen Hemd da, mit hochgekrempelten Ärmeln. Ein Markenzeichen. Lanz erarbeitet sich die Show. Gibt das letzte Hemd dafür. Wobei die witzigen Antworten von Ossi-Comedian Olaf Schubert halfen, der Lichtblick des Abends.

Ach so, die Wetten. Irgendwas mit Kajak gewann. Alles nicht weiter spektakulär, alles auf Nummer sicher, nach diesem schweren Unfall eines Wettkandidaten, der zum Rücktritt von Thomas Gottschalk geführt hat. Wenn man sich „Wetten, dass..?“ längere Zeit nicht angesehen und dann über drei Stunden durchgehalten hat, ist die Frage mal wieder ganz sinnvoll, warum die Show so erfolgreich ist. Weil sie da ist, wie ein Berg. Weil sich knapp neun Millionen Zuschauer nicht irren können, auch wenn es seit Jahren insgesamt weniger werden. Weil „Wetten, dass..?“ „Wetten, dass..?“ ist, ein sich selbst erhaltendes System, das weder Lanz noch Gottschalk noch Cindy aus Marzahn zerstören können. Beim nächsten Mal wird sich wieder Hollywoodprominenz beim Gottschalk-Nachfolger einfinden. Der schönste Spruch des Abends kam von Karl Dall: „Ich setze die Gerüchte über mich selbst in die Welt. Man muss ja im Geschäft bleiben.“

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