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Microsoft-Manager Mike Angiulo demonstrierte am Mittwoch in Barcelona den Einsatz von Windows 8 auf einem Tablet-System.

© Promo

Consumer Preview: Vom Fenster zur App

Die Vorschauversion von Windows 8 steht nun für Jedermann zum Download bereit – Systemabstürze inklusive. Was unser Test sonst noch ergab.

Der letzte Hinweis von Microsoft an diesem Mittwochnachmittag in Barcelona bei der Vorstellung der Consumer Preview von Windows 8 ist wohl der wichtigste: „Da es sich um eine Testversion handelt, sollte diese nur auf einem eigens dafür verwendeten PC installiert werden“, lautet die durchaus berechtigte Warnung. In einem ersten Test fror unser Versuchssystem komplett ein und konnte nur durch einen Reset wieder zum Leben erweckt werden. Ein anderes Mal hakte die Musikwiedergabe. Nach einem Bluescreen startete Windows das System selbst neu. Wie gut Windows 8 funktioniert, kann jetzt jedermann ausprobieren. Die Consumer Preview steht kostenlos zum Download in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, bereit. Wann Windows 8 in der endgültigen Fassung erscheint, hat Microsoft noch nicht verraten. Allgemein wird mit dem Start zum Weihnachtsgeschäft gerechnet.

GRAVIERENDE VERÄNDERUNGEN Seit der Entwickler-Vorschau im Herbst hat das Team von Windows-Chef Steven Sinofsky rund 100 000 Veränderungen vorgenommen. Die Unterschiede zwischen der aktuellen Windows-Version 7 und Windows 8 sind gravierend. Das betrifft sowohl das Erscheinungsbild als auch die Programmierung und die Verknüpfung des Betriebssystems mit dem Internet. Mit Windows 8 brechen in der Microsoft-Welt neue Zeiten an. Genau genommen stecken hinter Windows 8 gleich zwei Betriebssysteme. Im Vordergrund liegt die moderne Tablet-Oberfläche im so genannten Metro-Style-Design. Die für Tablet-Computer typischen Apps werden durch unterschiedlich große Kacheln dargestellt. In dieser Ansicht lässt sich Windows auf einem Touchscreen bequem mit den Fingern bedienen. Die Kacheln zeigen wichtige Inhalte wie die zuletzt eingegangene Mail, das aktuelle Wetter (leider nur in Fahrenheit) oder Nachrichten aus den sozialen Netzwerken bereits in Kurzform an. In den Apps fasst Windows verschiedene Informationsquellen zusammen. Die Kontakte-App kann auf Wunsch neben dem Adressbuch auch die Daten aus Facebook und Twitter aufnehmen. Ähnliches gilt für die App für die sozialen Netzwerke. Grundsätzlich werden die Apps in der Vollbildansicht geöffnet. Anders als bei den den Konkurrenten lässt sich eine zweite App dazuschieben, so dass zum Beispiel links die Kontakte angezeigt werden, während rechts der neue Internet Explorer 10 eine Webseite darstellt. Das Erscheinungsbild des Internet-Browser wurde dabei ebenfalls komplett überarbeitet. Erst durch einen Rechtsklick mit der Maus öffnet sich die Leiste mit der Adresseingabe und den wichtigsten Steuerelementen.

DER DESKTOP ALS APP Zur gewohnten Desktop-Ansicht gelangt man über eine eigene App-Kachel. Hier lassen sich die üblichen Programm-Icons und Mini-Anwendungen verankern. Am unteren Rand befindet sich wie gewohnt die Taskleiste und der Info-Bereich. Die Desktop-Ansicht des Internet Explorers orientiert sich ebenfalls an der klassischen Variante, allerdings treten auch hier die Steuerelemente zunehmend in den Hintergrund. Der Start-Button fehlt hingegen. Für die Systemsteuerung gibt es eine eigene Kachel auf der Startseite. Dort werden auch die Symbole für die anderen Programme abgelegt.

CHANCEN FÜR DRITTE PLATTFORM Für Microsoft ist es von entscheidender Bedeutung ist, dass Windows 8 als vollwertiges Tablet-Betriebssystem den Wettbewerb mit Apples iPads und den Tablet-PCs mit Googles Android-System antreten kann. Windows 8 unterstützt die verbreiteten ARM-Chips sowie die Plattformen mit Nvidias Tegra-3-Chips. Experten sehen für eine dritte Tablet-Plattform durchaus Chancen, zumal Microsoft einen Teil seines Office-Paketes in die Tablet-Version von Windows 8 integrieren will. Für Computer gilt der Richtwert, dass Windows 8 auf allen Desktop-PCs, Notebooks und anderen Geräten läuft, die für Windows 7 ausgelegt wurden. Auch auf einem Vista-PC funktionierte bei uns die Consumer Preview, wenngleich mit einigen Bluescreens.

SO VERNETZT WIE NIE Windows 8 ist unmittelbar in die sozialen Netzwerke und Cloud-Dienste eingebunden. Dies erfährt der Testnutzer bereits bei der Einrichtung des Systems, wenn er die Optionen selbst festlegt. Dabei wird er gefragt, welche Rechte die Apps erhalten sollen, beispielsweise bei der Verwendung von Profilbildern und dem Kontonamen. Darüber hinaus kann die Windows-Installation mit dem Microsoft-Konto und dem Cloud-Speicher Skydrive verbunden werden. Das vereinfacht den Austausch von Daten und Einstellungen zwischen zwei Computern oder zwischen Computern und Windows-8-Tablets. Mit dem Microsoft- Konto steht dem Nutzer der App-Store offen, der sowohl Unterhaltungsapps als auch produktive Anwendungen und Sicherheitsprogramme enthält.

FAZIT: VIEL ARBEIT FÜR MICROSOFT
Wie bereits bei Windows 7 stellt Microsoft mit der Consumer Preview eine Vorschauversion bereit, die sehr nah am endgültigen Betriebssystem liegen dürfte. Anders als beim Vorgänger ist die Aufgabe für Microsoft dennoch ungleich schwerer. Nach Windows Vista hatten viele Nutzer auf ein Betriebssystem wie Windows 7 geradezu gewartet. Diesen Leidensdruck gibt es jetzt nicht. Microsoft dürfte es schwer haben, die PC-Nutzer zum Umstieg auf Windows 8 zu bewegen, es sei denn, sie besitzen einen Computer mit Touchscreen. Der Sprung auf die Tablet-Plattform ist für Microsoft ebenso heikel. Nicht nur das Betriebssystem muss mit der neuen Architektur zurecht kommen. Erst wenn dies auch für die Programme gilt, kann das Tablet-Windows erfolgreich sein.
Die Vorschauversion im Netz:
http://preview.windows.com

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