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Werbung mit Nazi-Spruch: Yahoo greift daneben

UPDATEYahoo Deutschland hat eine neue Homepage. Damit alle Welt davon erfährt, hat die Presseabteilung eine entsprechende Nachricht versandt - und sich dabei gewaltig in der Wortwahl vergriffen. Inzwischen hat das Unternehmen eine Stellungnahme abgegeben.

Der Suchmaschinenanbieter Yahoo hat am Mittwoch seine neue Homepage vorgestellt - und sich dabei in der Wortwahl vergriffen. In der Pressemitteilung des Unternehmens hieß es zunächst wörtlich: "Die neue Yahoo! Startseite macht es möglich: Jedem das Seine." Inzwischen wurde der zweite Teil der Überschrift zwar in "Für jeden was dabei" geändert, wer bei Google allerdings explizit nach dem alten Titel sucht, wird derzeit noch fündig. Das Motto "Jedem das Seine" prangte in der Zeit des Nationalsozialismus am Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald, in dem über 50.000 Menschen zu Tode kamen. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Slogan schon mehrfach für Werbezwecke benutzt. So warb der Kaffeekonzern Tchibo einst an Esso-Tankstellen für seine Angebote, stellte die Kampagne aber nach öffentlichen Protesten kurz darauf wieder ein. Im März 2009 wollte die Schüler-Union der CDU Nordrhein-Westfalen ausgerechnet mit dem Nazi-Spruch gegen das Projekt der Gemeinschaftsschulen protestieren. Die Landespartei ließ die weitere Verwendung umgehend stoppen. Auch die österreichische Fluglinie Austrian Airlines hatte im Herbst des Jahres die Idee, mit "Jedem das Seine" neue Kunden zu gewinnen - auch dieser Versuch endete mit einem Rückzug. Dabei ist der der Spruch ursprünglich durchaus positiv besetzt und gilt als einer der klassischen Grundsätze des Rechts. Geprägt wurde er in der griechischen Antike. In Deutschland wird "Jedem das Seine" jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr verwendet, um den Überlebenden der Nazi-Diktatur Respekt zu erweisen und die Würde der Opfer zu wahren. Allerdings gerät das Wissen um die Bedeutung des Slogans offenbar immer weiter in Vergessenheit, wie das jüngste Beispiel Yahoo Deutschland zeigt. Das Unternehmen bedauerte am Donnerstag in einer schriftlichen Stellungnahme die Wortwahl: "In unserer Pressemitteilung zur neuen Startseite wurde zur Verdeutlichung der individuellen Suchfunktion in der Headline der Zusatz: 'Jedem das seine' gewählt. Nur 15 Minuten nach der Veröffentlichung wurde dies jedoch in 'Für jeden etwas dabei' geändert. Hintergrund: Das Zitat 'Jedem das Seine' wurde in abgewandelter Form zu Zeiten des Nationalsozialismus unter anderem über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald eingesetzt. Zu keinem Zeitpunkt wollte Yahoo diese Assoziation hervorrufen. Wir bitten hierfür um Entschuldigung."

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