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Doku: Auf den Spuren der Gewalt

Plündern, Vergewaltigen, Töten: Ein Prozess vorm Strafgerichtshof in Den Haag und seine Vorgeschichte in Zentralafrika.

Der Sender Arte hat sich einen passenden Zeitpunkt ausgesucht, um den Dokumentarfilm von Heidi Specogna über den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag zu zeigen. Die Lage in der Zentralafrikanischen Republik gleicht der Lage, die das Zentrum des Films „Carte Blanche“ bildet. Es geht um die Jahre 2002 und 2003, als der bedrängte damalige Präsident Ange-Félix Patassé damit rechnen musste, vom heutigen Präsidenten des Landes, François Bozizé, entmachtet zu werden. Heute muss Bozizé selbst eine Rebellenkoalition fürchten, die ihren Vormarsch vorläufig zugunsten von Verhandlungen gestoppt hat. Damals gab es keine Gespräche. Stattdessen rief Patassé die kongolesische Miliz MLC unter Jean-Pierre Bemba zu Hilfe. Es geht um das, was die Miliz dort angerichtet hat.

Autorin Specoga hat ein Team der Anklage des Gerichtshofs ins Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik und der benachbarten Demokratischen Republik Kongo begleitet. Bemba hatte es zum Vizepräsidenten in Kinshasa gebracht und wurde dem Präsidenten Kabila politisch gefährlich. Kabila lieferte Bemba 2006 an den IStGH aus. Der Prozess gegen ihn ist im Herbst 2010 eröffnet worden. Wer nicht vor Gericht steht, ist Patassé, der Bembas Leute zum Plündern, Vergewaltigen und Töten eingeladen hatte. Bemba ist der erste Angeklagte, der für Massenvergewaltigungen von Männern, Frauen und Kindern verurteilt werden soll. Im Film zitiert die Chefanklägerin des IStGH, Fatou Bensouda, den „Zeugen 23“, der von vier Milizionären vier Stunden lang vergewaltigt wurde, bevor sie über seine Frau und seine Kinder herfielen. Im Film stehen aus der Perspektive der Anklagebehörde die Opfer im Mittelpunkt. Doch sie selbst haben keine eigene Stimme, weder im Film noch in Den Haag.

„Carte Blanche“, Arte, 22 Uhr 50

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