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Fernsehen: Kerner, Jauch, Münte, Mühe

Man will ja nicht wissen, wie schwierig die Arbeit der Jahresrückblickredakteure ist: Was vom Jahr 2007 bei ZDF und RTL übrig bleibt.

Wer gerade von einer Weltreise zurückgekehrt ist und sich Sonntagabend in Günther Jauchs RTL-Jahresrückblick oder eine Woche zuvor bei ZDF-Kerner darüber informieren wollte, was so los war in den vergangenen elf Monaten, erfuhr zunächst Erstaunliches: Ein gewisser Bruce Darnell erklärte Kerner und der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft lang und breit, was 2007 und voraussichtlich auch 2008 alles in einer Damen-Handtasche zu sein hat. Bei Jauch durfte „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer noch mal seine Limousine in ein Berliner Gleisbett setzen, bei Kerner wiederum Veronica Ferres, die gefühlt alle wichtigen weiblichen TV-Rollen 2007 gespielt hat, von ihrer Charity erzählen. Für Kollegin Maria Furtwängler gilt im Grunde genommen das Gleiche. Die saß allerdings bei Jauch. Außerdem bekommt die „Tatort“-Kommissarin ein weiteres Kind, aber nur im Krimi.

Noch Fragen? Ja. 2007 ereignete sich darüber hinaus nämlich Folgendes: Eisbär Knut, Brückeneinsturz in Minneapolis, Brände in Urlaubsregionen, Hochwasser in England, Gammelfleisch, G-8 und Lokführerstreik in Deutschland, tote Soldaten in Afghanistan, Mönche in Myanmar, Marco W., Handball-WM, Stoibers Abgang. Dies alles und ein bisschen mehr wurde von Kerner und Jauch in ihren Jahresrückblicken in fünf Highlights-Minuten untergebracht. Weiter, weiter, der nächste Gast wartet. Man will ja gar nicht wissen, wie schwierig die Arbeit der Jahresrückblicksredakteure ist, und dass Al Gore bessere Termine hat: geschenkt. Die langen Sofa-Gespräche gehören eh’ dem Boulevard. Bohlen, Mark Medlock, der „Trottel-Flieger“, der Sydney mit Sidney verwechselte, Münteferings „Rücktritt aus Liebe“ und das kleinste Baby Deutschlands, dass von seinen Eltern gleich mit zu Jauch ins Riesenstudio gebracht wurde. Rund 5,5 Millionen Zuschauer hielten RTL dafür am Sonntag- abend dreieinhalb Stunden die Stange. Kerner die Woche zuvor hatte vier Millionen, dafür einen höheren Marktanteil.

Wenn von all dem in ein paar Wochen niemand mehr spricht, einen Jahresrückblick bei Günther Jauch sollte man unbedingt festhalten: die bewegenden Worte, die Regisseur Florian Graf Henckel von Donnersmarck seinem im Juli an Magenkrebs verstorbenen Hauptdarsteller aus dem Oscar-Film „Das Leben der Anderen“ hinterhersandte. Das bleibt, die Erinnerung an Ulrich Mühe.

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