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Fernsehfilm: Gegen Feuer und Schwert

Weg vom Mädchen-Image: Cosma Shiva Hagen rettet im Pro7-Zweiteiler "Der Bibelcode“ die Welt. Ihre religiöse Haltung hat der Film nicht verändert. Das hilf beim Zuschauen.

Es geht nicht alles mit rechten Dingen zu: Eine Reitertruppe hat in der Wüste eine Frau gestellt. Ein in rotes Tuch gekleideter Geistlicher geht mit einem Dolch auf sie zu, wird dann jedoch zusammen mit seinen Männern von einer gigantischen Sandwolke verschluckt, die man so sonst nur in Hollywood-Streifen wie „Die Mumie“ zu sehen bekommt. Doch der Zweiteiler „Der Bibelcode“, den Pro7 an diesem Montag und Dienstag zeigt, hat mit toten Pharaonen nichts zu tun – dafür viel mit Religion, Mystik und Abenteuer. Denn ein Wagnis ist es, in das sich Cosma Shiva Hagen, die schöne Tochter von Nina Hagen, in diesem Film stürzt.

Cosma Shiva Hagen spielt im „Bibelcode“ eine vielversprechende junge Polizistin namens Johanna. Zumindest hätte sie das sein können, wenn sie nicht einem Verdächtigen so lange den Arm umgedreht hätte, bis der den Aufenthaltsort eines entführten Mädchens verrät. Immerhin wird damit klar: Cosma Shiva Hagen ist in diesem Film alles andere als das naive Schneewittchen aus den „7 Zwergen“. Vielmehr wird sie aus dem Polizeidienst entfernt, um am gleichen Tag zu erfahren, dass ihr tot geglauber Vater am Leben ist und sich mit ihr treffen will. Das Treffen ist kurz und tödlich. Ihr Vater wird vor ihren Augen von einem Attentäter niedergestreckt. Sein Handy, sein Laptop und ein USB-Stick mit dem Schlüssel zum Enträtseln des Bibelcodes sind alles, was er ihr hinterlässt – und eine Prophezeiung, die der Welt die schlimmsten Schrecken verheißt.

Schlüssel, Prophezeiungen, die Bibel? Was macht religöse Themen so interessant fürs Unterhaltungsfernsehen, und warum haben die Sender beim Publikum damit solchen Erfolg? Hat es damit zu tun, dass sich immer mehr Menschen der Kirche und dem Glauben zuwenden oder lassen sich solche Stoffe so fantasievoll umsetzen, weil man dem unwissenden Publikum fast alles verkaufen kann?

Der „Bibelcode“ kann auf einige erfolgreiche Vorbilder wie beispielsweise die Kinoverfilmung des Dan-Brown-Romans „Sakrileg“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle zurückgreifen. Pro7 selbst hat zudem auch eigene Erfahrungen in der Umsetzung solcher Stoffe. Zuvor wurde schon der Roman von Andreas Eschbach „Das Jesus-Video“ als Event-Zweiteiler verfilmt und auch der Film „Das Blut der Templer“ kommt ohne die angeblich gut gehüteten Geheimnisse der Kirche nicht aus. In diesem Fall stand allerdings kein Buch Pate. Der „Bibelcode“ wurde von Timo Berndt und Georg Lemppenau speziell fürs Fernsehen geschrieben.

Ein anständiger Plot braucht mehr als die reine christliche Lehre. Das „Jesus-Video“ spielte mit der gewagten These, dass ein Zeitreisender mit einer besonders robusten Videokamera die letzten Jahre Christi begleitet und der Menschheit eine digitale Botschaft von Jesus durch die Zeit übermittelt. Eine Botschaft, die die Grundfesten der Kirche erschüttert. Im „Bibelcode“ stehen sich zwei unversöhnliche Glaubensrichtungen in der katholischen Kirche gegenüber. Hier der Papst und seine Überzeugung von göttlicher Liebe und Vergebung, dort der böse Kardinal Rhades, der mehr auf die Furcht der Menschen vor Gottes Strafen setzt. Dass der Gegenspieler in Avignon sitzt, hat damit zu tun, dass es während der Kirchenspaltung im Mittelalter schon einmal einen Gegenpapst in Südfrankreich gab – mit einem Palast, der als Kulisse unübertroffen ist. Und wie im „Sakrileg“-Film geht es um einen Schlüssel, mit dessen Hilfe eine Seherin aus der hebräischen Urschrift der Bibel die Zukunft erkennen kann.

Die Abstecher nach Avignon und Wien haben nicht nur inhaltliche Gründe. Es geht auch ums Geld. Die Kosten für die 4,5 Millionen Euro teure Koproduktion teilen sich Pro7, das österreichische ORF und der französische Sender M6. Für die Sender ein geteiltes Risiko, für Cosma Shiva Hagen die große Chance, sich weit über Deutschland hinaus zu profilieren. Allerdings lässt ihr das Drehbuch dazu wenig Raum. Ihre Rolle ist von Anfang an darauf angelegt, dass man ihr mit Verständnis und Mitleid folgt, eine Entwicklung ist hier kaum möglich. Dabei ist der Film in erster Linie auf Johanna zugeschnitten. In der kirchlichen Männergesellschaft wird neben ihr keine andere Weiblichkeit zugelassen. Immerhin kann sie sich auf ihre Schauspielerkollegen verlassen. Vor allem auf Joachim „Blacky“ Fuchsberger als Papst. Für Anflüge von Humor ist Olivier Sitruk als Bibelexperte Simon Maler zuständig, der den Ernst des Films etwas aufbricht. Simon hat bereits mit Johannas Vater zusammengearbeitet und begleitet nun Johanna mit seinem enormen Wissen um alte Sprachen durch alle Abenteuer, von denen ein Film mit zweimal 90 Minuten Länge sehr viele Möglichkeiten bietet. Zu viele, in diesem Fall. Denn nach der dritten Verfolgungsjagd über Plätze, Dächer und Steinstufen stellt sich die Frage, ob hier Dr. Kimbles „Auf der Flucht“ mit weiblicher Hauptdarstellerin wiederholt wird. Überhaupt: Nach einiger Zeit mag man nicht mehr mitzählen, die wievielte Prozession von Kapuzenmännern durch lange Kreuzgänge schreitet, um sich dann vor dem Papstgegner (James Faulkner) auf den Boden zu werfen.

Cosma Shiva Hagens Haltung zur Relegion hat der Film nicht verändert: Sich aus den Religionen „seine eigenen Wahrheiten herauszupicken und an etwas zu glauben, das finde ich okay“, sagte sie. Diese Haltung erleichtert auch das Zuschauen.

„Der Bibelcode“; Pro7, Montag und Dienstag, 20 Uhr 15

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