zum Hauptinhalt
Games Convention

© dpa

Games Convention: Neues Spiel, neues Glück

Virtuelle Haustiere, Karaoke fürs Wohnzimmer, Denksport und Bewegungsspiele: Auf der Games Convention in Leipzig werden besonders die Gelegenheitsspieler angesprochen.

Die große Sensation hat die Branche längst erreicht. Mit einer Milliarde Euro gaben die Deutschen 2006 erstmals mehr Geld für Super Mario und Lara Croft als für Kinofilme aus. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden nun bereits 645 Millionen mit elektronischen Spielen umgesetzt, 16 Prozent mehr als vor einem Jahr, sagte der Chef des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) Olaf Wolters am Mittwoch anlässlich der heute fürs Publikum eröffneten Computer- und Videospielemesse Games Convention.

200 000 Menschen werden bis Sonntag nach Leipzig pilgern, um die kommenden Spielehits auszuprobieren. In der großen Mehrheit handelt es sich bei den Besuchern der Games Convention, die nach dem Willen des BIU von 2009 an als Games Com in Köln stattfinden wird, nach wie vor um männliche Jugendliche und junge Männer. Für den Sprung in ungeahnte Absatzzahlen sind sie jedoch nicht verantwortlich. Dafür brauchte es die weiblichen und die älteren Spieler. Virtuelle Haustiere, Karaoke fürs Wohnzimmer, Denksport für die Generation 50plus und Bewegungsspiele, die nicht zuletzt in Altenheimen für Abwechselung sorgen, haben den Boom nachhaltig beschleunigt. Vor allem der Konsolenmarkt wächst, während der Absatz von PC-Spielen rückläufig ist. Besonders deutlich wird die Verhaltensänderung bei den mobilen Spielen. Über die Hälfte (54 Prozent) wurden von weiblichen Spielern erworben.

Für Andreas Lange, Leiter des Berliner Computerspielemuseums, schließt sich mit der Hinwendung der Firmen zu den Gelegenheitsspielern der Kreis zu den Anfängen der Videospielerei. Wie beim „Pong“-Spiel Anfang der 80er steht der Spaß im Vordergrund. Historisch wurde daraus mit Spielen wie „Space Invaders“ allerdings schnell Ernst. Mit der Weltraumballerei begann auch die Kritik an zu viel Gewalt in Spielen. „Aus dieser Ecke sind die Computerspiele noch immer nicht herausgekommen.“ Besser sehe es beim zweiten Problemthema aus, der Computerspielesucht. „Inzwischen wurde das Problem erkannt und es gibt erste Therapien dagegen“, so Lange.

Für Thomas Feibel, der sich mit seinen Spiele-Empfehlungsbüchern einen Namen gemacht hat und seit einigen Jahren zusammen mit der Zeitschrift "spielen und lernen" den Kindersoftwarepreis 'Tommi' vergibt , gibt es noch einen weiteren Grund für den Boom der Wohnzimmerspiele. „Bei den Konsolen muss nichts installiert werden, man braucht nicht ständig neue Computer und die Spiele funktionieren anders als auf dem PC immer“, so der Experte. Da immer mehr Spielehersteller den Gelegenheitsspieler entdecken, könnte es für die Hardcore-Gamer allerdings auf Dauer ziemlich langweilig werden. In diesem Jahr ist das jedoch nicht der Fall. Das von Electronic Arts angekündigte Simulationsspiel „Spore“ (siehe Kasten) könnte selbst den sehr beliebten Sims den Rang ablaufen. Insgesamt 300 Welt-, Europa- und Deutschland-Premieren sollen vorgestellt werden. Auch die Frauenzeitschrift „Brigitte“ macht mit. In Leipzig stellt das Gruner+Jahr-Blatt drei Spiele vor, in denen es nicht nur um Mode geht. Bei allen Erfolgen und neuen Rekorden, für die Leipziger Messe ist die GC 2008 ein Abschiedsspiel. Den Branchenverband zieht es nach Köln. Die Firmen erwarten sich vom Standortwechsel eine stärkere Ausstrahlung Richtung Westeuropa. In Leipzig war es einigen zuletzt zu eng geworden, nachdem die Besucherzahl 2007 bei 185 000 stagnierte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false