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Medien: Handy 3.0

Verträge mit TV-Sendern fast unter Dach und Fach: Die Fußball-EM soll auch aufs Mobiltelefon kommen

Gefühlt ist es schon längst da, das Handy-TV. So oft wurde in den vergangenen Wochen über die neue Art des mobilen Fernsehempfangs gesprochen und spekuliert. Man wundert sich, das hierzulande noch keine asiatischen Verhältnisse herrschen und zum Weihnachtsgeschäft ein TV-Handy nach dem anderen verkauft wird. In Südkorea empfangen vier Millionen Menschen Handy-TV. Ungefähr so viele sollen es zur Fußball-Europameisterschaft 2008 auch in Deutschland sein, wenn es nach dem Willen der Handy-Hersteller und nach Rudolf Gröger geht, dem neuen Präsidenten der Handy-TV-Plattform Mobile 3.0. Dieses von den Landesmedienanstalten in Aussicht genommene Konsortium aus Mobilem Fernsehen Deutschland und Neva Media, hinter der Hubert Burda Media und die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (zu der der Tagesspiegel gehört) steht, verhandelt derzeit mit den vier großen Sendergruppen. Thema: Was geht auf Handy-TV und was nicht.

Ohne populäre Inhalte auf dem Display kein marktgängiges Handy-Fernsehen. Zuletzt waren viele Rechte-Fragen offen, vor allem die, was neben dem „normalen“ Fernsehen überhaupt noch in einem Zug per Handy-TV weiterverbreitet werden darf? 16 Kanäle im sogenannten DVB-H-Übertragungsstandard wollen sinnvoll gefüllt sein, beispielsweise mit „DSDS“, das schnell mal auf dem Handy in der U-Bahn gesehen werden kann. Mit der RTL-Gruppe hat Mobile 3.0 ein Abkommen erzielt. Die Pro SiebenSat1-Gruppe, ARD und ZDF sollen folgen. „Bis Ende Dezember werden wir alle geforderten Verträge unter Dach und Fach haben“, sagt Rudolf Gröger.

Damit stünde einer größeren Verbreitung von Handy-TV zur EM 2008 trotz einiger Verzögerungen nicht mehr viel im Wege, zunächst mit Vollprogrammen der großen Sender, danach mit zielgruppenorientierten, aufs mobile Fernsehen und Nutzungsverhalten zugeschnittenen Formaten. Die Umsetzung bis zur Fußball-EM hänge aber nicht nur an Mobile 3.0, da auch T-Systems Media & Broadcast als Netzbetreiber mitverantwortlich im Boot sei, so Gröger. „Wir werden alles Menschenmögliche dafür tun, dass zumindest in den größten deutschen Städten flächendeckend Mobile-TV zu sehen ist.“ Von den Handyherstellern habe es ein positives Feedback gegeben. Bereits jetzt verfügten alle Hersteller über DVB-H-fähige Handys. Langfristig soll der Fernsehempfang beim Handy genauso dazugehören wie Kameras oder MP3-Player.

Bleibt die Frage nach der Bildqualität auf einem zwölf Quadratzentimeter-Display – und dem Preis für die Flimmerkistchen. Neue Medien haben es leichter, wenn sie den mediengesättigten Nutzer nicht viel oder gar nichts kosten wie ein Youtube-Video aus dem Internet. Kritiker glauben, dass ein Handy-TV-Abo über fünf Euro kaum durchzusetzen ist. Mobile 3.0 sieht das anders. „Nach unseren Erfahrungen gibt es eine große Bereitschaft, monatlich zwischen sieben und neun Euro zu bezahlen“, sagt Gröger. Zusammen mit den Mobilfunkbetreibern seien verschiedene Preismodelle denkbar. Dabei könne man – ähnlich wie beim Pay-TV-Sender Premiere – auch mal zwei Monate umsonst anbieten. Vielleicht schon zur Fußball-EM 2008. Markus Ehrenberg

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