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"Hitlers Helfer": "Spiegel"-Artikel empört Polen

Eine Titelgeschichte des Nachrichtenmagazins "Spiegel" über "Hitlers europäische Helfer beim Judenmord" hat in Polen heftige Reaktionen ausgelöst. Zu den lautesten Kritikern gehört Ex-Premier Jaroslaw Kaczynski.

Der Text bestätige „die schlimmsten polnischen Befürchtungen“ bezüglich der Veränderungen im deutschen Denken über den Zweiten Weltkrieg, ist in der konservativen Tageszeitung „Rzeczpospolita“ zu lesen. Noch vor 20 Jahren wäre ein Text, der die Kriegsschuld der Deutschen so weitgehend relativiert, im führenden Nachrichtenmagazin der liberalen deutschen Linken nicht denkbar gewesen, heißt es. Diese neue Art von Selbstsicherheit könne als „Skandal und Niederträchtigkeit“ bezeichnet werden, kommentiert die Zeitung.

These des Artikels im „Spiegel“ ist, dass die Deutschen bei dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden in fast allen Ländern Helfer fanden. An den Mordaktionen seien mehr als 200 000 Menschen aus nicht zum damaligen Deutschen Reich gehörenden Ländern beteiligt gewesen, berichtete das Blatt und beruft sich dabei auf Aussagen von Experten. Als Beispiele für nichtdeutsche Helfer bei der Ermordung der europäischen Juden werden unter anderem Denunzianten angeführt, die in Polen Juden an die Nazis verrieten. Die Autoren vergessen allerdings nicht zu erwähnen, dass 125 000 Polen uneigennützig Juden retteten.

Mit dem erwarteten Furor reagieren national-konservative Kreise. Ex-Premier Jaroslaw Kaczynski polemisierte auf einer Pressekonferenz: „Wenn das so weitergeht, zahlen wir bald noch Entschädigungen für tote deutsche Soldaten, die beim Warschauer Aufstand ums Leben kamen.“ Seiner Aussage nach hat Polen während des Holocausts keine Schuld auf sich geladen. 

Knut Krohn[Warschau]

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