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Image: 212 000 Freunde müsst ihr sein

Trainer Felix Magath ist mit seiner Facebook-Seite Vorreiter in der Fußball-Bundesliga. Unbedarfte Twittereien seiner Spieler duldet er allerdings nicht.

Von Christian Otto

Seine virtuellen Botschaften gewinnen an Schärfe. Die Grüße, Einschätzungen und Belehrungen häufen sich. „Ich will das stärker nutzen“, sagt Felix Magath über seine Fan-Seite im sozialen Netzwerk Facebook und wirkt äußerst entschlossen. Wenn der Trainer des VfL Wolfsburg über die neue Saison der Fußball-Bundesliga und seine persönliche Medientaktik spricht, klingt er so, als habe er im Internet einen besonders wertvollen Neuzugang entdeckt. Magath stellt sich gerne als harter Hund sowie unnachgiebiger Trainer dar und spielt in dieser Rolle mit den Medien, von denen er sich zunehmend missverstanden fühlt. Die Kratzer an seinem Image, die vor allem einem vermehrten Heuern und Feuern von Profis zuzuschreiben sind, stören ihn offenbar. „Über Facebook kann ich Dinge mitteilen, wie ich sie auch mitgeteilt haben möchte“, sagt der 58-Jährige, der beim VfL Wolfsburg auch schon als Herausgeber der Stadionzeitschrift publizistisch agiert.

Für einen oft grummeligen Mann, der im richtigen Leben den Kontakt zu seinen ehemaligen Klubs, Spielern und Fans stets abbricht, hat Magath im Internet erstaunlich viele Freunde. Rund 212 000 Usern gefällt, was einer der erfolgreichsten deutschen Fußballtrainer verbreiten lässt. Mal geht es darum, Roger Federer zum nächsten Wimbledonsieg zu gratulieren, an dessen Leistungswillen sich auch Fußballer orientieren sollen. Die umstrittene Tortechnologie, der Abschied von Michael Ballack aus der Bundesliga, die Vertragsverlängerung für Magath bis 2015 – all das sind Themen, für die die Daumen dann nur so nach oben schnellen.

Felix Magath ist im Gegensatz zu seinem Arbeitgeber VfL Wolfsburg, dessen Facebook-Seite bisher nur bei rund 73 000 Freunden Anklang findet, ein echter Publikumsliebling. Unter die vielen Lobeshymnen an seiner Pinnwand mischen sich allerdings auch kritische Beiträge. Harmlose Nachfragen wie „Wie viele Brillen hast Du?“ und kleine Neckereien wie „Herr Magath, Sie haben eine große Nase“ werden sogar von Drohungen begleitet. „Ich bringe Dich um, wenn Wolfsburg nicht die Klasse hält“, hat ein entrüsteter Freund in der vergangenen Saison geschrieben. Sein dreister Beitrag ist bis heute nicht zensiert worden.

Wie Magath mit den Medien umgeht und umgekehrt, bleibt ein Thema, das vor allem im Fall des sportlichen Misserfolgs für erhebliche Spannungen sorgen kann. Zuletzt bekam das Gerd Voss zu spüren, der nach drei Jahren als Leiter der Medienabteilung beim VfL Wolfsburg nicht mehr gefragt war und zur neuen Spielzeit durch Oliver Schraft (bisher VfB Stuttgart) ersetzt wird.

Magath will es den klassischen Medien nun nicht mehr alleine überlassen, ein öffentliches Bild von ihm zu zeichnen. „Beim Umweg über die Medien drücke ich mich manchmal missverständlich aus oder es wird anders aufgenommen, als ich es gemeint habe“, sagt der Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion. Vielen Fans des VfL Wolfsburg bescheinigt Magath ein Informationsdefizit, das er am liebsten selbst abbauen möchte. Immer häufiger diskutiert der Boss der Niedersachsen mit Anhängern seines Klubs, die nach dem Titelgewinn 2009 viel mehr zu schimpfen als zu bejubeln hatten.

Wie man entweder sinnvoll oder besser gar nicht kommuniziert, das hat Magath seinen Profis kurz vor der Sommerpause noch einmal ganz genau erklären lassen. Ein unbedarfter Twitter-Beitrag des japanischen Mittelfeldspielers Makoto Hasebe, der Einblicke in das Privatleben mehrerer Mitspieler ermöglichte, hatte in Wolfsburg für so viel Ärger gesorgt, dass nach Bundesligaspielen erst einmal gar nicht mehr gesprochen wurde und Magath einen Experten für neue Medien engagierte. Seine Spieler sollen im Rahmen eines Seminars verinnerlichen, dass ein naives Posting für prominente Fußballer durchaus schlimmere Folgen als so mancher Fehlpass haben kann und dass das Internet nichts vergisst. Wenn Magath seine eigene Facebook-Seite konsequent nutzt, kann er mit seinen Statusmeldungen theoretisch mehr Menschen als eine etablierte, regional erfolgreiche Tageszeitung erreichen.

„Für mich ist das sinnvoll, mich da zu Themen zu äußern“, sagt Magath, der seine Seite von einem Medienprofi pflegen lässt. Bisher sind seine Videobotschaften bei Facebook von minderer Qualität, so dass sich die TV-Sender darüber mehr freuen als ärgern können. Magaths Erfahrungen, wie man mit Social Media spielt, waren allerdings durchaus auch schon von schmerzhafter Natur. Als Magath im Vorjahr im österreichischen Bad Kleinkirchheim seine Facebook-Freunde zu einer Mountainbike-Tour eingeladen hatte, fand sich nur ein kleiner Kreis von Mitfahrern. Der Chef selbst führte die Gruppe an, stürzte während des Ausflugs und nutzte seine Informationshoheit konsequent aus. Magath verzichtete darauf, die Schrammen an seinen Händen, die ihm dann doch unangenehm waren, öffentlich zu machen.

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