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Abends Currywurst: Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt, r.).Foto: WDR

© WDR/Willi Weber

Jugendschutz: WDR verschiebt „Tatort“ nach 22 Uhr

Für den "Tatort" ist es ein Novum. Ihren nächsten Fall werden die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk erst nach 22 Uhr lösen - aus Jugendschutzgründen.

Zu harte Kost, jugendgefährdend, wie konnte die ARD diesen „Tatort“ um 20 Uhr 15 zeigen? Diese Vorwürfe will sich der WDR nicht machen lassen. Also wird der nächste Köln-„Tatort“ erst nach 22 Uhr und voraussichtlich im Dezember gezeigt. Die Redaktion und der Jugendschutzbeauftragte des Senders haben das entschieden und mit dem Jugendschutz begründet. An der Qualität des Stücks werden keine Abstriche gemacht. Die Zuschauer erwarte ein ganz besonderer, äußerst gelungener Krimi, sagte Sprecherin Annette Metzinger dem Tagesspiegel. Darin werde ein Bedrohungsszenario nach einer Geiselnahme mit großer Spannung aufgebaut, das äußerst nahegehend und intensiv inszeniert sei.

Im Fall „Franziska“ bringt der Häftling Daniel Kehl der JVA Köln die Assistentin Franziska Lüttgenjohann der Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk in seine Gewalt. Kurz zuvor soll Kehl seinen Zellennachbarn ermordet haben, er beteuert seine Unschuld. Das Buch zu diesem „Tatort“ stammt von Jürgen Werner, ein ausgewiesener Könner im Gewerbe, der seine Figuren an Grenzen führt wie in „Zivilcourage“ mit Götz George oder sie in der individuellen Grauzone agieren lässt wie Kommissar Faber im Dortmunder „Tatort". Regie bei „Franziska“ führt Dror Zahavi, der nicht für TV-Breikost steht, sondern – siehe „München 72 – Das Attentat“, „Zivilcourage“, „Mein Leben – Marcel Reich-Ranicki“ für packendes, zeitgenössisches, gesellschaftsnahes Fernsehen.

Beim „Tatort“ ist die Verschiebung ein Novum. Anders bei der Krimi-Schwester „Polizeiruf 110“: 2011 durfte die Folge „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ erst nach 22 Uhr ausgestrahlt werden. Auch beim BR-Film (über ein Selbstmordattentat) wurde mit dem Jugendschutz argumentiert. 22 Uhr gilt im Fernsehen als Demarkationslinie für das, was Kindern und Jugendlichen an Gewalt und Brutalität zugemutet werden darf. Joachim Huber

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