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Medien: Klare Haltung

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg kämpft für die Rückkehr des Schwimmexperten Hajo Seppelt

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wird den Rauswurf von Hajo Seppelt aus dem ARD-Team für Schwimm-EM nicht hinnehmen. Sprecher Ulrich Anschütz sagte dem Tagesspiegel: „Die Intendantin Dagmar Reim ist definitiv der Auffassung, dass Seppelt in den Kader der Schwimm-EM gehört“. Seppelt soll zudem generell nicht mehr Schwimmen live kommentieren. Die Gründe für diese Entscheidung von ARDSportkoordinator Hagen Boßdorf sowie der Mehrzahl der ARDSportchefs seien nicht ersichtlich, wie Anschütz sagte. Dagmar Reim werde den Vorgang auf der Tagung der ARD-Intendanten Anfang kommender Woche zum Thema machen – „mit einer klaren Haltung“.

Gleichzeitig übt der Redakteursausschuss des RBB scharfe Kritik an dem Votum gegen Seppelt. „Der Vorgang beschädigt das Ansehen des RBB und der gesamten ARD in der Öffentlichkeit“, heißt es in einer Erklärung. Seppelt sei offenbar in Ungnade gefallen, „weil er immer wieder auf Defizite in der Sportberichterstattung, besonders bei der Dopingaufarbeitung, aufmerksam gemacht hat“. Scharf kritisiert wird auch Boßdorf. Es sei „besonders pikant“, dass der Sportkoordinator „maßgeblich an der Ablösung von Hajo Seppelt beteiligt war. Als Sportreporter hat er in den neunziger Jahren Westjournalisten tendenziöse Dopingrecherchen vorgeworfen.“ Der Redakteursausschuss fordert die Rückkehr Seppelts als Live-Reporter. Ersetzt wird Seppelt von Tom Bartels, der neu zur ARD kommt. Für den Fußball- und Skisprung-Experten Bartels ist Schwimmen journalistisches Neuland. Er gilt auch nicht als Doping-Experte. Seppelt dagegen profilierte sich als Schwimm- und Dopingexperte. Unter anderem schrieb er mit dem Journalisten Holger Schück das Buch „Anklage: Kinderdoping“, in dem er sich mit Doping im DDR-Schwimmen auseinander setzt.

Boßdorf selbst hat am Montag erneut Vorwürfe zurückgewiesen, wonach mit der Absetzung von Seppelt ein unliebsamer Journalist kaltgestellt werden soll. Seppelt werde nicht mehr bei Schwimmübertragungen eingesetzt, weil er die „Berichterstattung in der ARD zum Thema Doping profilieren“ solle, sagte Boßdorf dem Evangelischen Pressedienst. „Ich verstehe die Kritik nicht. Erst wird gesagt, die ARD berichtet zu wenig über Doping, und wenn wir es verstärkt machen wollen, ist es auch wieder nicht richtig.“

Boßdorf hat Seppelt angeboten, dass der RBB-Reporter an der Dokumentation über Doping im Radsport mitarbeitet, die vier Tage von Beginn der Tour de France am 1. Juli gesendet werden soll. Allerdings ging dieses Angebot in Wirklichkeit erst ein, nachdem Boßdorf öffentlich erklärt hatte, Seppelt habe die Offerte abgelehnt. Seppelt betonte, er habe damals nicht ablehnen können, weil er nie gefragt worden sei. Ob er mit Boßdorf gemeinsam an dem Beitrag arbeiten wird, ließ Hajo Seppelt gestern offen.

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