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Komödie über den Krebs: Die mit dem Tod tanzt

Darf es Komödien über krebskranke Menschen geben? Ja, findet Sat 1 und zeigt am Dienstag "Und weg bist du" einen Film mit Annette Frier als todkranke Mutter. Und Christoph Maria Herbst als Tod.

Geht das: eine Art Komödie über eine schwer krebskranke Frau, Mutter, Ehefrau? Noch dazu auf dem Sat-1-Platz am Dienstagabend, der in der Regel unter dem Label „Romantic Comedy“ läuft, damit die Zuschauer beim Privatfernsehen vor lauter Tiefgang und Traurigkeit nicht gleich wegschalten? Ja, es geht. Es geht sogar überraschend gut, was bei „Und weg bis du“ nicht zuletzt an den Hauptdarstellern Annette Frier und Christoph Maria Herbst liegt.

Und an einer hübschen Idee, die Woody Allen mal ins Spiel gebracht hat: Wenn dich der Tod in persona holen will, spiel’ mit ihm erst mal eine Partie Rommé, um Zeit zu gewinnen. Hier hat die Schuhverkäuferin Jela (Frier) eine andere Idee, um dem in Gestalt eines Grufties daherkommenden Tod (Herbst), in dessen Auftragsliste als Nächstes jene Jela steht, die Stirn zu bieten. Jela hat gerade ihre niederschmetternde Diagnose erfahren, Metastasen überall, und wünscht sich nun nichts mehr als den achten Geburtstag ihrer Tochter (Emma Schweiger) gemeinsam mit Papa Tom (Johann von Bülow) zu erleben. Da steht ihr der Tod leibhaftig vor der Nase, lässt sie nicht mehr aus den Augen und will sich auf keine Diskussionen einlassen. Er kennt das ja: Wer will schon sterben? In diesem Fall kommt noch erschwerend hinzu, dass Liebe, Tanz und Tod mehr miteinander zu tun haben, als manche wahrhaben wollen.

Autorin Monika Peetz soll das Drehbuch mehrmals überarbeitet haben, der Tod als wirkliche Figur kam erst später dazu. Nicht alles in diesem Melodram wirkt da wie aus einem Guss, die Geschichte der einsamen Nachbarin Griek (Ruth Maria Kubitschek) allzu aufgesetzt. Jelas Ehemann Tom hat seine stärksten Auftritte beim Marshmallow-Grillen. Dann muss flotte Musik à la „Arcade Fire“ her, für deren Bebilderung Regisseur Jochen A. Freydank in die eine oder andere Trickkiste greift. Auch das ja eher ungewohnt für einen Film über eine sterbenskranke Schuhverkäuferin im deutschen Primetimefernsehen. Annette Frier sagt, sie hätte nicht lange gezögert, die Rolle anzunehmen. „Der erste Impuls war eine klare Zusage, dann war ich plötzlich unsicher wegen der Tragweite des Themas, dann aber umso entschiedener, die Rolle zu spielen.“ Bislang machte sich die Schauspielerin hauptsächlich als Komikerin in der Parodiereihe „Switch“ oder der Improcomedy „Schillerstraße“ einen Namen. In der Anwaltskomödie „Danni Lowinski“ zeigte Frier, dass sie auch mehr kann. „Und weg bist du“ dürfte weitere Türen öffnen. Ein mutiges Projekt des ja nicht immer sonderlich mutigen Privatsenders Sat1, ein Abschiedsgeschenk vom scheidenden Sat1-Geschäftsführer Joachim Kosack. Auch an Annette Frier.Markus Ehrenberg

„Und weg bist du“, Sat1, 20 Uhr 15

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