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„Pappa ante portas“. Das Erste zeigte den Loriot-Film erst um 22 Uhr 45. Foto: imago

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Lieber Seriensender: Plötzlich und unpassend

Warum die ARD die Retrospektive zu Loriots Tod am Dienstag ins Nachtprogramm geschoben hat.

Das ZDF hat auf die Nachricht vom Tod Vicco von Bülows am Dienstag richtig reagiert und ist dafür belohnt worden. Das Zweite hatte sich um 19 Uhr 20 zur Sondersendung „Loriot – Tod einer Legende“ entschlossen. 2,91 Millionen Menschen (Marktanteil 14,1 Prozent) haben die von Markus Lanz moderierte Würdigung verfolgt. Keine andere Sendung zum verstorbenen Meister des feinen Humors war so attraktiv für das Publikum.

Die ARD, Loriots Haussender, hätte das ZDF ohne Mühe ausstechen können. Das überdurchschnittliche Interesse der Zuschauer an dieser Künstlerpersönlichkeit zeigt sich in der Resonanz auf den um 22 Uhr 45 ausgestrahlten Loriot-Evelyn-Hamann-Film „Pappa ante portas“. Die Wiederholung der Komödie interessierte 1,94 Millionen Zuschauer (13,2 Prozent Marktanteil), mehr als die vorangegangenen „Tagesthemen“ mit 1,82 Millionen (7,8 Prozent). Es ist offensichtlich, dass wer immer konnte, auf diese Ausstrahlung gewartet hatte. Das gilt auch für die nachfolgenden Sendungen, die erst nach Mitternacht im ersten Programm platziert worden waren. „Loriot - Eine Erinnerung“ um 0 Uhr 10 erreichte 1,12 Millionen Zuschauer (MA: 14,5 Prozent), bis zu 600 000 ließen sich von den „Loriot“-Folgen bis um drei Uhr morgens amüsieren. Wären das nicht herausragende Quoten geworden, wenn sich das Erste zur Retrospektive um 20  Uhr 15 entschlossen hätte?

Für die Entscheidung von ARD-Programmdirektor Volker Herres, aus Loriot ein Nachtprogramm zu machen, gibt es Gründe. Sprecher Burchard Röver sagte, „der Dienstag ist der Serienabend der ARD“. Wenn man da eine Folge um eine Woche verschiebe, gerate ein wohl austariertes Programmgebäude ins Wanken. Wohl austariert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nach der derzeit am Dienstag laufenden Serie „Das Glück dieser Erde“ am 20. September die zweite Staffel der Produktion „Die Stein“ auf diesem Sendeplatz starten wird. Jede Verschiebung, sagte Röver, würde auch die Anstrengungen hinsichtlich der Programmpresse, diesen Serienstart im Ersten durch Veröffentlichungen zu unterstützen, sehr behindern. Selbstverständlich aber sei das Erste in der Lage und willens, am Dienstag auf aktuelle Ereignisse zu reagieren und einen „Brennpunkt“ von 15 bis 30 Minuten Länge nach der „Tagesschau“ ins Programm zu heben. Entsprechend würden sich die Serien in den späteren Abend verschieben.

So gesehen hat der große Loriot das große Pech gehabt, dass sein Tod ausgerechnet am Serientag der ARD bekannt wurde. Warum dieser Meister der komischen Präzisionsarbeit das nicht vorhersehen konnte, wird sein ewiges Versäumnis bleiben. Joachim Huber

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