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 Ludwig Dressler (Ludwig Hass, re.) will sich in der „Lindenstraße“ als Kandidat der „Partei der Leistungsträger“ (PDL) für die Bundestagswahl aufstellen lassen. Gung (Amorn Surangkanjanajai) hatte 1998 schon mal Ähnliches probiert.

© WDR

"Lindenstraße"-Erfinder Geißendörfer im Interview: "Steinbrück tut mir leid"

Während viele Serien vorproduziert sind, geht die "Lindenstraße" auf aktuelle Ereignisse ein - so hat zum Beispiel die letzte Bundestagswahl eine Rolle gespielt. Und das wird auch in diesem Jahr wieder so sein. Im Interview spricht Erfinder und Produzent Hans W. Geißendörfer über Spaßkandidaten und über Spekulationen zum Aus der Serie.

Kanzlerduell, Talks, Parteiendokus – die Bundestagswahl bestimmt das politische TV-Programm der nächsten Wochen. Fiktionales Fernsehen tut sich schwer mit dem Thema. Filme und Serien sind lange vorproduziert, gehen meist an der politischen Wirklichkeit vorbei. Gelegenheit für die „Lindenstraße“, Zeichen zu setzen. Möglich macht das die im deutschen Fernsehen einmalige Verzahnung der Erzählzeit der Serie mit der Lebenszeit der Zuschauer, jeden Sonntag aufs Neue.

Nach Benny Beimers „Licht-Aus!“- Strom-Spar-Aktion 1989, der Spaß-Kandidatur des Vietnamesen Gung für die Bundestagswahlen 1998 ist nun der pensionierte Seriendoktor Ludwig Dressler alias Ludwig Haas an der Reihe. Dressler will sich in der „Lindenstraße“ als Kandidat der „Partei der Leistungsträger“ (PDL) für die Wahlen aufstellen lassen. Das lässt sich Serienerfinder Hans W. Geißendörfer nicht nehmen.

Herr Geißendörfer, „Partei der Leistungsträger“ – warum heißt die PDL nicht einfach FDP?

Weil wir sechs Wochen vor der Wahl keine Partei beim Namen nennen dürfen und auch nicht nennen wollen. Und dass wir derartige Geschichten nur als Flirt mit der Wirklichkeit anlegen, macht Sinn und zeigt, dass die „Lindenstraße“ noch immer mit fiktiven Geschichten mehr Wirkung erzielt als mit purer Abbildung der Realität.

Ist diese Wahleinmischung ähnlich einzuschätzen wie die Kandidatur des Vietnamesen Gung? Nach der Kampagne „Wählt Gung!“, in der die Figur Gung auf Plakaten als Kandidat angepriesen wird, mussten bei der kurz darauffolgenden Bundestagswahl einige Stimmzettel als ungültig aussortiert werden, weil auf ihnen „Gung“ hinzugeschrieben und angekreuzt war.
„Wählt Gung“, das war ein Scherz. Dresslers politische Kleinkarriere spiegelt ein echtes Engagement eines älteren Mitbürgers, die Welt vielleicht doch ein bisschen zu verbessern.

Georg Seeßlen nannte die „Lindenstraße“ mal die „Hölle des sozialdemokratischen Gewissens“. Ich vermute, Ihr Herz schlägt weiter links, weniger für diese PDL, oder eben die FDP. Würden Sie sich denn für eine Partei einspannen lassen, für die Piraten vielleicht? Auch SPD-Mann Peer Steinbrück könnte Unterstützung gebrauchen.
Ich war immer meine eigene Partei und mit den Piraten verbindet mich wenig. Herr Steinbrück tut mir heute schon leid, wenn er als Sündenbock nach verlorener Wahl von seiner Partei im Stich gelassen wird als allein Schuldiger.

Bringt die Wahl in die Serie: "Lindenstraßen"-Erfinder und Produzent Hans. W. Geißendörfer.
Bringt die Wahl in die Serie: "Lindenstraßen"-Erfinder und Produzent Hans. W. Geißendörfer.

© WDR/Thomas Kost

„Lindenstraße“ soll immer auch ein Stück soziale Realität widerspiegeln. Was glauben Sie: Kann man mit so einer Kandidaten-Geschichte in einer publikumsträchtigen, allwöchentlichen Fernsehserie Zuschauer/potenzielle Wähler beeinflussen?
Nein. Man kann höchstens vorhandene Meinungen bestätigen.

Bei der Bundestagswahl 1998 wurden vier verschiedene Versionen der „Lindenstraße“ vorbereitet, je nach Ausgang. Wie wird das am 22. September sein: Lassen Sie sich noch etwas Besonderes einfallen?
Wie immer werden wir sehr aktuell dabei sein. Mehr verrat’ ich zur Wahl nicht.

Neuerdings schreibt auch Ihre 28-jährige Tochter an den Büchern – der Geißendörfer-Clan bei der „Lindenstraße“.
Hana wird als Autorin genau wie die anderen Autoren behandelt. Sie wirkt in den Storylines-Sitzungen mit und unterliegt in drei Buchfassungen der Kritik von Redaktion WDR, unserer GFF-Dramaturgie und mir.

Zuletzt gab es Gerüchte, dass der Vertrag der ARD mit der „Lindenstraße“ nach 2014 nicht verlängert werden würde. Ein richtiges Dementi gab es dazu nicht.
Über Gerüchte zu spekulieren, das liegt mir nicht. Halten wir uns an die Tatsachen. Da gilt, dass wir noch mitten in den Verhandlungen stecken und ich sehr neugierig bin, ob wir erneut Konditionen erarbeiten, die es sinnvoll machen, die „Lindenstraße“ nach dem Jahr 2014 weiter zu produzieren.

Hans W. Geißendörfer, 72, Erfinder und Produzent der „Lindenstraße“ (Sonntag, ARD, 18 Uhr 50).

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