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Medien: Mikro statt Maus

Texte diktieren, den PC steuern: Das neue Windows Vista bringt die benötigten Funktionen gleich mit

„Im Web surfen – Adresse aufrufen – Buchstabieren – w-w-w Punkt y-o-u- t-u-b-e Punkt c-o-m – Nummern anzeigen – 24 – OK“. Mit der im neuen Windows Vista eingebauten Spracherkennung kann man seinen Computer komplett per Sprache steuern. Mit verhältnismäßig wenig Befehlen ruft man zum Beispiel eine beliebige Internetseite auf und startet dann das gewünschte Video. Aber auch beim Diktat kann man mit der neuen Vista-Spracherkennung weitgehend auf die Tastatur verzichten. Aber auch die Besitzer früherer Windows-Versionen müssen nicht auf diesen Luxus verzichten. Mit Programmen wie Voice Pro können sie sich genauso entspannt zurücklehnen und die Maus gegen das Mikrofon austauschen.

DIE VISTA-SPRACHERKENNUNG

Einen so versteckten Platz im Start-Ordner „Programme/Zubehör/Erleichterte Bedienung“ hat die neue Windows- Spracherkennung, die sowohl in den Home- als auch in den Business-Versionen enthalten ist, nicht verdient. Der erste ernsthafte Versuch von Microsoft, diese einst der Science Fiction vorbehaltene Technik in ein Standard-Betriebssystem einzubauen, ist überraschend gut gelungen. Die unterhaltsam gehaltene Einweisung dient zugleich dem Training und hilft dem System dabei, die Eigenheiten des Sprechers kennenzulernen. Nach Abschluss der Lerneinheit, für die man ungefähr 15 Minuten benötigt, kann man loslegen. Denn im Prinzip muss man sich nur einen Befehl merken, und der lautet „Was kann ich sagen“. Daraufhin öffnet sich ein Fenster mit dem Überblick über die Spracherkennungsfunktionen. Dabei ist das Microsoft-Programm – anders als die Software von Firmen, die schon seit Jahren auf dem Markt für Spracherkennung aktiv sind – weit mehr als eine Diktierhilfe. Gerade bei der Steuerung des PCs macht das Vista-Programm einen äußerst durchdachten Eindruck. Selbst durch komplexe Internetseiten kann man damit beeindruckend lässig navigieren.

NEUES SICHERHEITSRISIKO?

Das Plus an Komfort kann allerdings auch eine zusätzliche Unsicherheit bedeuten. Ein paar Tage nach dem Verkaufsstart der Vista-Versionen für Privatnutzer hat ein Computerexperte bemängelt, dass die Spracherkennung auch für Angriffe aus dem Internet genutzt werden könne. Das Szenario sah wie folgt aus: Der Vista-Nutzer hat die Spracherkennung gestartet und aktiviert, die Empfindlichkeit des Mikrofons ist auf hoch gestellt. Zugleich sind die Boxen des PCs auf laut gestellt. Wenn nun im Internet eine Audio-Datei oder auch ein Internet-Video gestartet wird, das klar und deutlich gesprochene Computeranweisungen enthält, so könnten damit wichtige Sicherheitsfunktionen des PCs durchbrochen werden. Das hat es früher schon einmal mit den sogenannten Windows-Skripts gegeben. Die Spracherkennung würde quasi zur unbeabsichtigten PC-Fernsteuerung für potenzielle Hacker umfunktioniert. Ganz abwegig ist dies nicht, allerdings gibt es einen einfachen Schutz: Die Spracherkennung wird komplett abgeschaltet, wenn man sie nicht mehr braucht. Sie nur in den Ruhezustand zu schicken, würde hingegen nicht ausreichen, schließlich könnte man sie dann per Sprachbefehl aus dem Internet einfach wieder aktivieren.

VOICE PRO ALS ALTERNATIVE

Für Besitzer älterer Computer mit Windows 2000 oder XP eignen sich Spracherkennungsprogramme wie Voice Pro von Linguatec. Die aktuelle Version „Voice Pro 11 USB Edition“ enthält ein digitales Headset, das die Fehlerrate erheblich senkt. Neben der Basisvariante gibt es spezielle Editionen für Ärzte oder Juristen. Die Fachwörterbücher müssen allerdings extra bezahlt werden. Während es die einfache Voice-Pro-Version bereits ab 100 Euro gibt, muss man für die Editionen mit den Spezialwörterbüchern Medical und Legal fast 400 Euro hinblättern. Im Unterschied zu ganz frühen Spracherkennungssystemen versteht Voice Pro ganze Sätze. Es ist somit nicht mehr nötig, einzelne Worte abgehakt ins Mikrofon zu sprechen. Die erheblich gesteigerte Leistungsfähigkeit heutiger PC – benötigt wird ein Rechner ab 1,5 Gigahertz Taktfrequenz und 512 Megabyte Arbeitsspeicher – erlaubt es dem Programm zudem, den Text mit bis zu einer Million Wortformen zu vergleichen.

Anders als bei der Vista-Spracherkennung liegt der Schwerpunkt bei Voice Pro allerdings nach wie vor beim Diktieren. Bevor man richtig loslegen kann, sollte man darum auch das Sprachtraining sehr ernst nehmen. Dabei liest man dem Computer einen vorgegebenen Text vor, damit das Programm die Eigenheiten des Sprechers analysieren kann. Zwanzig Minuten dauert das schon. Anschließend wertet Voice Pro die aufgenommenen Sätze aus, um ein charakeristisches Nutzerprofil zu erstellen, was rund zwei Minuten dauert. Auch später kann man dazu beitragen, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine verbessert wird. In dem man falsch erkannte Wörter per Korrekturmodus berichtigt, lernt das Programm, sich noch besser auf den Nutzer einzustellen. Aber auch mit Voice Pro ist es möglich, den Computer per Mikrofon zu steuern: Der wichtigste Ausdruck dazu lautet „Sprechbare Befehle“. Damit öffnet sich ein Fenster, in dem neben den grundlegenden Befehlen zur PC-Steuerung auch die zur jeweiligen Situation passenden Kommandos stehen.

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