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Andy Murrays Viertelfinale gegen den US-Amerikaner Steve Johnson war offenbar ein echter Krimi - sehen konnte man das als deutscher Fan aber nicht.

© imago/PanoramiC

Olympia in den Medien: Hilfe, Harting, mach das Licht aus!

Beweihräucherung statt Beleidigung: Die Dressur war am Freitagabend was für Feinschmecker. Tennis-Fans, die sich in den Livestream retten wollten, wurden enttäuscht.

Wer nicht auf dem Pferd sitzt, ist nur Fußgänger. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis des Freitagabends, an dem die Dressurreiter zur besten Sendezeit in der ARD natürlich Gold gewonnen haben, begleitet von Reporter Carsten Sostmeier, der sich nach dem „Brauner Strich“-Skandal offenbar vorgenommen hatte, diesmal niemanden zu beleidigen. Das zumindest ist ihm gelungen – was allerdings umschlug in eine hauchende Beweihräucherung angesichts der völlig überlegenen Vorstellung der deutschen Equipe („Isabell Werth ist eine hellstrahlende Kerze in dieser wunderbaren Kathedrale“ / „Sie ist keine Königin, sie ist eine Göttin der Dressur“/ „Strahlender kann Gold sich nicht darstellen. Ich werde heute Nacht nicht schlafen können. Und wenn ich einschlafe, dann träume ich noch jeden Moment dieser Dressur nach“).

In seiner Euphorie schaffte es Sostmeier allerdings auch jegliche Spannung aus einem Wettbewerb zu nehmen, der sich für Pferde-Neulinge ohnehin zieht wie Haferbrei. Macht ja nix, dafür gibt es ja die Livestreams, bei Olympia ist schließlich für jeden etwas dabei – oder nicht?

Die Tennis-Spiele der Männer waren auch im Livestream nicht zu sehen

Nun, am Freitagabend war das vor allem für Tennis-Fans etwas komplizierter. Während das erste Halbfinale der Frauen noch im Stream zu sehen war, fanden die Viertelfinals der Männer unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit statt – obwohl die Favoriten Andy Murray und Rafael Nadal strauchelten. Lieber wurde zeitweise auf zwei Kanälen das Testbild der olympischen Flamme gezeigt.

Ein wenig mehr Flexibilität wünscht man sich von ARD & ZDF, Kameras an, einfach mal ohne Kommentator laufen lassen - und warum sind es eigentlich nur sechs? Zur Versöhnung lief dann zumindest fast das gesamte Kerber-Spiel live in der großen ARD – aber da ging es ja auch um eine deutsche Medaille und das ist ja bekanntlich alles, was zählt.

Frauen müssen sich häufig dämliche Reporterfragen gefallen lassen

Am Samstagvormittag durften Jessy Wellmer und Michael Antwerpes wieder ihre Striche auf dem, Achtung: Wortspiel!, Medaillen-Spiegel zeichnen – hübsch getrennt nach Jungs und Mädels, was ja gerade bei den Reitern so gar keinen Sinn ergibt. Potenziert durch die Frage des Reporters im Deutschen Haus, ob man denn die drei Frauen plus ein Mann überhaupt als „Mannschaft“ bezeichnen könne. Zumindest entkam Angelique Kerber diesmal den Fragen von Antwerpes, der sich Anfang der Woche erdreiste hatte, die durchtrainierte Athletin zu fragen, was sie an ihren Körper ändern würde.

Hilfe, Harting, mach das Licht aus!

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