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Foto: NDR

© NDR/Klaus Westermann

Eurovision Song Contest: Peter Urban: Unsere Stimme für Oslo

„Mister Grand Prix“ Peter Urban stellt sich bei diesem Eurovision Song Contest auf ein Finale der Überraschungen ein.

Im Leben ist kaum etwas planbar, das hat „Mister Grand Prix“ im vergangenen Jahr erlebt. Eine unaufschiebbare Operation verhinderte den Einsatz von Peter Urban beim Eurovision Song Contest (ESC) in Moskau, obwohl der ARD-Kommentator den Gesangswettbewerb bereits seit 1997 begleitet. An diesem Samstag werden wieder Millionen Deutsche seine Stimme und seine zuweilen bissigen Kommentare vernehmen, auch wenn sich der ESC 2010 vom Karneval der Kulturen komplett verabschiedet hat. Mit dem Grand Prix d’Eurovision de la Chanson, wie der Wettbewerb bis 1992 hieß, hat der Song Contest freilich auch nicht mehr viel gemeinsam.

Vor allem nach dem zweiten Halbfinale am Donnerstag erwartet Peter Urban einen Finalabend der großen Überraschungen. „Dass Schweden ausgeschieden ist, zeigt, man kann überhaupt nichts voraussagen“, sagte der 62-jährige Musikjournalist dem Tagesspiegel. Selbst lange gewachsene Verbindungen spielen offenbar nicht mehr die so oft kritisierte Rolle, denn Norwegen und Dänemark durften am Donnerstag ebenfalls abstimmen.

Das liegt vor allem am neuen Bewertungssystem, bei dem zur Hälfte die Stimmen der Jury berücksichtigt werden und zur anderen das Televoting. „Israel ist als Land ohne Lobby weitergekommen, einfach nur durch die Leistung von Harel Skaat mit seinem Song ,Milim‘“, freute sich Urban. Und auch, dass Belgien mit Tom Dice und Irland mit Niamh Kavanagh, die ihr Land 1993 zum Erfolg geführt hat, nun im Finale stehen, sei „eindeutig ein Verdienst der Jurys mit ihren Musikexperten“. Das hat nicht zuletzt zu einem ausgewogenen Länderverhältnis geführt. 14 Teilnehmer stammen aus westlichen Ländern, elf aus östlichen.

Für Urban stellt sich aber auch die Frage, ob die automatische Platzierung der vier großen ESC-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien im Finale eher ein Vorteil oder ein Nachteil ist. „Wenn sich ein Act bereits im Halbfinale behaupten musste, ist das Lied bei den Zuschauern präsenter. Der einzige Nachteil ist, dass man auch ausscheiden könnte. Selbstbewusstsein allein schützt davor nicht, das hat den Schweden am Ende auch nicht geholfen.“

Der Erfolg könnte am Samstag unter anderem von der Startreihenfolge abhängen. Die aserbaidschanische Sängerin Safura, die von vielen favorisiert wird, singt ganz am Anfang, Lena fast am Schluss. Den besten Platz hätten demnach die Dänen, die Urban zu den Geheimtipps zählt. Lena wünscht er ein Ergebnis unter den ersten zehn. Und was wird, wenn Griechenland gewinnt? „Die würden das trotz der Finanzkrise durchziehen, das haben sie schon gesagt“, sagte Urban.

Fest steht indes, dass in diesem Jahr in Oslo eine ganz besondere Stimmung herrscht. „Eine gewisse Hektik und Aufregung gehört immer dazu. Aber aus deutscher Sicht hat das Drumherum deutlich zugenommen, weil Lena so populär ist und weil erheblich mehr Journalisten da sind“, sagte Urban. Insgesamt sind in Oslo über 2000 Medienvertreter akkreditiert. Der Lena-Faktor wirkt sich auch auf Urbans Arbeit aus. „Ich werde viel öfter um Interviews gebeten als früher.“

Wenn Peter Urban am Samstag um 21 Uhr das Mikrofon übernimmt, um aus der Telenor Arena zu kommentieren, liegt die meiste Arbeit hinter ihm. Vor sechs Wochen hat er begonnen, das vorhandene Material zu sichten, sich Videos anzusehen und im Internet nach Hintergründen zu recherchieren. In Oslo hat der Musikexperte, dessen Berufswunsch früher einmal Sportreporter war, dann Eindrücke von den Proben und Pressekonferenzen gesammelt „für die 34 Sekunden, die ich für die Ansage des nächsten Acts Zeit habe“. Den richtigen Eindruck vermitteln jedoch keine Videos, die fernab vom Finale aufgenommen wurden. „Ein Titel, der auf der CD oder einem Video ganz stark aussehen kann, ist dann möglicherweise auf der Bühne ganz schwach“, das hat Urban auch dieses Mal erlebt.

Ganz wichtig bleibt für Urban die Frage, welche Pointen er setzen will, aber auch, an welchen Stellen er sich lieber zurückhält. Wie genau das Finale inszeniert wird, haben die Kommentatoren zudem erst am Freitagmittag erfahren. Genügend Platz für Spontaneität bleibt somit in jedem Fall: „Gewisse Dinge drückt man im Finale doch anders aus, das muss ich mir noch ganz genau überlegen.“

„Eurovision Song Contest 2010“, ARD, Countdown ab 20 Uhr 15, Finale ab 21 Uhr.

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