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Ein Interview mit Portugals Superstar Cristiano Ronaldo sollte der Traum eines jeden Reporters sein. Nach dem Sieg gegen Wales nutzte ein portugiesischer Journalist die Gelegenheit jedoch dafür, seine euphorischen Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

© AFP

Selfie mit dem Superstar: Nicht-Interview mit Cristiano Ronaldo

Der Fernsehtag des ersten Halbfinals war mit Mehmet Scholls Gehirn-Schluckauf durchaus erhellend. Doch es gab Ausnahmen, so wie das vermeintliche Interview eines portugiesischen Reporters mit Superstar Ronaldo.

Bevor wir zu einem Rästel kommen, Lob für eine honorige Geste. ARD-Experte Mehmet Scholl entschuldigte sich am Mittwoch für seine heftige Kritik an DFB-Chefscout Urs Siegenthaler. O-Ton Scholl: „Ich schaue die deutschen Spiele mit viel Emotionen. Da passiert es, dass ich mal Gehirn-Schluckauf bekomme.“ So, nun zum Rätsel. Was antwortet ein Fußballer, der mit seiner Mannschaft gerade ins Finale der EM gekommen ist, auf die Frage: „Sind Sie glücklich?“. A: „Wissen Sie, ich bin am Boden zerstört. Das ist ein ganz bitterer Tag für mich. Ich fühle mich nur noch leer, ich will bloß noch nach Hause.“ Oder B: „Ja.“ Na, haben Sie’s? Genau, B. Beim Fernsehen, egal welcher Sender, muss es die Dienstanweisung geben: „Direkt nach dem Spiel wird mit mindestens einer hochgradig dämlichen Frage versucht, bei einem Spieler Emotionen hervorzurufen beziehungsweise diese einzufangen.“ So gesehen, hat die ARD-Reporterin, die nach dem Halbfinale den Portugiesen Cedric interviewt hat, einen hochprofessionellen Job gemacht.

Aber es gibt noch eine Steigerung dieser Fragetechnik. Diese spektakuläre Erkenntnis verdankt das TV-Publikum jenen portugiesischen Reporter, der Cristiano Ronaldo interviewte. Na ja, interviewte? Er verzichtete von vornherein auf Fragen, er verkündete hyperventilierend seine Begeisterung. „Es war ein phantastisches Spiel, wir sind alle glücklich“, jubelte er dem Superstar entgegen. Und das war nur der Auftakt.

Aus gegebenem Anlass deshalb noch ein Rätsel. Wer sagte am Ende dieses Euphorie-Gipfels: „Diesmal wollen wir gewinnen, anders als 2004.“ (Anmerkung: Damals verlor Portugal im EM-Finale gegen Griechenland.)? Möglichkeit A: Ronaldo? Oder B: der portugiesische Reporter? Wieder B, richtig. Man weiß ja auch, wie er aussieht, der Reporter. Er war der Typ, der vor dem Spiel mit Ronaldo ein Selfie gemacht hatte.

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