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So viel Seefahrt muss sein. Late-Night-Talker Harald Schmidt fährt weiter mit Inka Bause auf dem ZDF-Traumschiff. Foto: dpa

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Sind nur kleine Lichter: Wer tiefstapelt, der wird nicht tief fallen

Bevor die Flut ihrer Fernsehtalks über das Publikum hereinbricht, geben sich die Schmidts und Jauchs bescheiden.

Am 30. August beginnt eine neue Zeitrechnung. An diesem Dienstag kehrt „Menschen bei Maischberger“ aus der Sommerpause zurück, und was damit eröffnet wird, ist eine Fernsehsaison, in der so viel geredet werden wird wie noch nie. Die ARD wird von Sonntag bis Donnerstag Talk im Programm haben, „Maybrit Illner“ und „Markus Lanz“ werden im Zweiten dagegenhalten. Harald Schmidt wird mit wöchentlich zwei Ausgaben seiner neuen Late-Night-Show bei Sat 1 seine schwachen Jahre im Ersten vergessen machen wollen. Über all den Namen schwebt jener von Günther Jauch, der „Godfather im Deutsch-TV“ wird am 11. September, dem zehnten Jahrestag von 9/11 (!), sein Debüt als Talkmaster in der ARD geben.

Die neue Talk-Aufstellung bringt es mit sich, dass die Protagonisten tiefstapeln. Normalerweise sind Plasberg & Co. von einem solchen Sendungsbewusstsein, dass schier der Plasmafernseher platzt. Momentan aber – piano, piano, bloß nicht mit Quotenerwartungen protzen, die einem um die Ohren gehauen werden könnten.

Frank Plasberg geht von Mittwoch nach Montag, Start ist am 5. September. Reinhold Beckmann wechselt von bisher Montag nach Donnerstag um 22 Uhr 45. Er erwartet Zuschauereinbrüche für seine verlegte Talkshow. „Wir werden eine Zeit brauchen, vielleicht ein Jahr, bis wir auf dem neuen Sendeplatz angekommen sind“, sagte er dem „Spiegel“. Beckmann tritt künftig gegen „eine ebenso charmante wie starke Konkurrenz“, die ZDF-Talkerin Maybrit Illner, an. Beckmann rechnet mit einem harten Wettbewerb zwischen den parallel laufenden Talks: „Quotenanalytiker sagen, 60 Prozent ihrer Zuschauer haben bislang auch ,Beckmann’ geschaut. Das wird spannend.“ Beckmann geht am 1. September ins Rennen, Illner eine Woche später. Nach den Zahlen vom ersten Halbjahr 2011 liegt die ZDF-Frau mit durchschnittlich 2,58 Millionen Zuschauer klar vor Beckmann mit 1,55 Millionen.

Anne Will, mit dem an Jauch verlorenen Sonntagstalk mit über vier Millionen Zuschauern bisher die erfolgreichste Talkerin, rechnet mit „anderthalb bis zwei Millionen“ auf ihrem neuen Sendeplatz am Mittwoch, wie sie im Tagesspiegel-Interview sagte. Will startet am 31. August.

Der Tiefstapel-König ist ausgerechnet Günther Jauch. Die neue ARD-Kraft lässt keine Gelegenheit aus, um hohe, eigentlich jede Erwartung an den Talk-Novizen zu dämpfen. Beim Tag der Offenen Tür im ARD-Hauptstadtstudio gab er sich demütig. „Wenn nach einiger Zeit nur noch eine Million zuschaut, muss ich mir eingestehen, dass ich gescheitert bin.“ Welche Zahl er wirklich als Untergrenze sieht, will Jauch nicht sagen. Die „Sehnsucht“, eine politische Talkshow zu moderieren, habe er schon seit Jahren. „Ich habe die immer sehr interessiert gesehen, auch wenn sie manchmal langweilig sind.“ Nachdem seine Frau immer gemahnt habe, er solle es doch selber machen, wenn er sich vor dem Fernseher aufregte, habe er sich irgendwann gedacht: „Machen wir’s halt.“

Harald Schmidt wird einschalten. „Schauen Sie mal: Der Gott der Late Night hat es so gewollt, dass Günther Jauch am 11. startet und meine erste am 13. ist“, sagte er und kündigte an, sich in seinerPremiere dem Thema Jauch zu widmen. „Das wird meine Aufgabe sein, das zu analysieren, am Dienstag dem 13.“. Jeweils am Dienstag und am Mittwoch tritt er um 23  Uhr 15 bei Sat 1 auf. Er hoffe, mit zwei Ausgaben funktioniere es, drei wären ideal. Vorerst gibt es bei Sat 1 aber keinen dritten Sendeplatz für „Die Harald Schmidt Show“, denn am Donnerstag läuft „Johannes B. Kerner“. Schmidt dekretierte, dass er sich nicht in einen „schmutzigen Kollegen-Krieg mit Kerner“ reinziehen lasse.Joachim Huber

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