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Blond gewinnt. Luisa (rechts) aus Leer ist „GNTM 2012“. Chef-Jurorin Heidi Klum lobte ihre „perfekten Maße, ihren Weltklasselook und ihr absolutes Talent“.

© ProSieben

Strauchelnde Casting-Shows: Heidi hinkt hinterher

Die Castingshow „Germany's Next Topmodel“, die am Donnerstag ihr Finale hatte, läuft so schlecht wie nie. Es scheint, als habe die Sendung ihren Zenit überschritten. Aber ob Modelmama oder Poptitan: Es sieht nicht gut aus im deutschen Casting-Business.

Nur eine kann auf den Bildschirm kommen. Nur eine kann den hoch dotierten Vertrag mit ProSieben abschließen. Nur eine kann „Germany’s Next Topmoderatorin“ werden. Und heute müssen wir dir, liebe Heidi, sagen: Du bist es es nicht. Wir müssen uns heute leider von dir verabschieden.

Die Zuschauerjury hat gesprochen. So wenige Leute wie noch nie zuvor haben am Donnerstagabend das Finale der ProSieben-Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ verfolgt, in dem die 17-jährige Luisa Hartema vor Sarah-Anessa Hitzschke, 18, und Dominique Miller, 21, zur Siegerin gekürt wurde. 3,36 Millionen Menschen schalteten ein, vergangenes Jahr waren es noch mehr als vier Millionen, der Rekord liegt bei 4,6 Millionen Zuschauer. Das ist bereits drei Jahre her. Es scheint, als habe die Model-Show ihren Zenit überschritten.

Doch ist Heidi Klum nicht die Einzige, der immer weniger Zuschauer ein Foto geben wollen. Fast alle Castingshows verzeichnen sinkende Quoten, auch Dieter Bohlen und seine RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ leiden unter nachlassender Attraktivität. Wie Klum erreichte er mit seiner Finalshow im April so wenige Fans wie noch nie zuvor.

Beide, sowohl der selbsternannte „Poptitan“ als auch die Modelmutti haben das gleiche Problem: Sie sind – geprüft nach den Klum’schen Kriterien – nicht wandlungsfähig genug. Bohlen stets der fiese Macho, Klum die gestrenge Jurorin. Ihre Phrasen, ihre ach so fiesen Sprüche, sie ermüden so sehr wie die zwischen den Kandidaten inszenierten Dramen. Bohlen und Klum dürfen im nächsten Jahr mit ihren Shows wieder ins Programm – jedoch unter veränderten Vorzeichen. Bohlens Mitjuroren Bruce Darnell und Natalie Horner müssen ebenso gehen wie Moderator Marco Schreyl. Unter-18-Jährige dürfen nicht mehr antreten, eine „Geschlechterquote“ soll eingeführt werden, so dass in den Mottoshows gleich viele Jungen und Mädchen antreten.

Auch bei „Germany’s Next Topmodel“ soll sich einiges tun. So wird die kommende achte Staffel nicht mehr wie bisher von Tresor TV produziert, sondern von der ProSieben-Tochter RedSeven. Der Sender könnte sich dadurch mehr Einfluss auf die Show sichern, Klum an Einfluss verlieren. Nicht nur vor der Kamera, sondern auch hinter den Kulissen soll sie ein strenges Regiment führen. Zusammen mit ihrem Vater Günther. Dessen Agentur One Eins managt die Gewinnerinnen – aber wie, das ist in der Branche durchaus umstritten.

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Eine internationale Topmodelkarriere hat keines der bisherigen „Topmodels“ gemacht. Statt auf dem „Vogue“-Cover landen die Kandidatinnen in Shows wie „Let’s Dance“ oder gar im „Dschungelcamp“. Jana Beller, die Gewinnerin aus dem vergangenen Jahr, kündigte kurzerhand den Vertrag mit Klums Agentur. Es „waren die schlimmsten zwei Monate meines Lebens“, sagte Beller über ihre Zeit unter Günther Klums Management. Ihren internationalen Karriereambitionen sei die Agentur nicht gerecht geworden. Günther Klum konterte und sagte, er habe Beller rausgeworfen. Sie sei zu unprofessionell gewesen.

In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob die diesjährige Gewinnerin Luisa im Möbelhaus oder doch in Mailand landet. Zumindest ist sie in all den sieben Staffeln die erste Siegerin, die tatsächlich die Chance auf eine internationale Karriere haben könnte. Dass sie die einzig zulässige Siegerin sein kann, hatte sich schon zu Beginn der Staffel abgezeichnet – die anderen Teilnehmerinnen dienten nur als Drama-Beiwerk. Und das machte die Sendung nicht spannender.

ProSieben selbst zieht trotz des Negativ-Rekords eine „sehr positive ,Topmodel‘-Bilanz“, sagte Sprecher Christoph Körfer. Er kündigte für 2013 eine neue „Topmodel“-Staffel mit Heidi Klum an – ob die Juroren Thomas Rath und Thomas Hayo ersetzt werden, dazu machte er jedoch keine Angaben. Aber auch für Klum selbst scheint der Sender hinter den Kulissen bereits nach einer Nachfolgerin zu suchen. Das 27-jährige israelische Model Bar Refaeli dreht nach Angaben der Illustrierten „Gala“ eine Dokureihe für ProSieben. Potenzielle Models sollen in einer Art Trainingslager für das internationale Geschäft vorbereitet werden. Refaelis Management bestätigte die Dreharbeiten. Körfer sagte lediglich, dass ProSieben „keine neue Model-Castingshow für 2013“ plant. Dass es eine neue Doku-Reihe gebe, dementierte er nicht.

„Bis zum nächsten Jahr!“, rief Klum am Donnerstagabend ihren Zuschauern zu. Es könnte dann ihr letzter Auftritt als Modelmutti im deutschen Fernsehen sein.

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