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Talk-Schau: Wir retten die Welt

Deutschland diskutiert: Rückblick auf die Gespräche der Woche von Tim Klimeš.

Fernsehtalker können die Welt nicht retten. Zugegeben: Das ist schade. Aber auch nicht weiter schlimm. Für die Rettung der Welt sind andere zuständig. Trotzdem schien Günther Jauch enttäuscht zu sein, als er am Sonntag erkennen musste, dass die Lösung zur Eurokrise dann doch nicht in seiner Sendung gefunden wurde. Jauch hatte unter anderem FDP-Chef Philipp Rösler eingeladen, der zugeben sollte, dass sein Vorschlag zur Griechenland-Insolvenz die Krise viel, viel schlimmer gemacht hat. Was er nicht tat. Weshalb sein Besuch nicht mehr ganz so viel Sinn machte. „Kann diese Regierung noch den Euro retten?“ fragte Jauch und die von Berufswegen kompetente Wirtschaftsweise Beatrice Weber di Mauro hätte die Frage wohl beantworten können, hätte sie nicht gegen Rösler, Röttgen, Mr. Dax anargumentieren müssen. Auch-Gast und Berlin-Wahl-Sieger Klaus Wowereit sagte bei Jauch nicht so viel, was daran liegen mag, dass er wohl aus reinem Reflex nach der Wahlparty ins Talkstudio ging – war ja früher auch so. Um die Landtagswahl kümmerte sich in dieser Woche aber Anne Will – am Mittwoch. „Piraten entern Berlin“ war das nautische Thema des Talks, in dem Pirat Christopher Lauer erklären sollte, ob seine Partei eine Spaß-, Protest- oder Irgendwasanderes-Partei sei. Erkenntnis des Abends: Auch Piraten haben Anzüge im Schrank, sind ein bisschen wie die Grünen vor vielen Jahren, aber die Welt retten können sie auch nicht – genau wie Günther Jauch. Und so konnte in dieser prekären Lage nur der Glaube helfen, den unter anderem Frank Plasberg und Sandra Maischberger besprachen. Der Papst-Besuch in Deutschland stand vor der Tür, das Thema lag auf der Straße und die Stichworte prasselten nur so von der Studiodecke: Glaube. Religion. Missbrauch. Zölibat. Kann vielleicht die Kirche die Welt retten? Andreas Englisch, Papst-Biograph und Mini-Matussek, sprach bei Maischberger über die Existenz von Wundern und sein journalistisch-katholisches Lebenswerk, Gloria von Thurn und Taxis beschwor das Gute in der Welt und Mathieu Carrière war auch da. Beim knallharten Plasberg saß ein Philosoph, der nicht Richard David Precht hieß (der war im ZDF bei Maybrit Illner) und regte sich über die niedergeprasselten Studiodecken-Stichworte auf. In den kurzen Pausen, in denen der knallharte Plasberg keine Filmchen abspielte, blitzte ein wenig Erkenntnis durch. Jürgen Domian versuchte interessante Fragen zu stellen: Nach der katholischen Sexualmoral. Nach dem Umgang mit Missbrauch. Fragen, die ihm seine Zuschauer im WDR seit Jahren stellten. Aber dann sagte die junge Dame der „Generation Benedikt“ so etwas wie, dass diese Menschen, die nachts Fernsehen schauten und bei Domian anriefen, ohnehin „Extremfälle“ und schon allein deshalb nicht ernst zu nehmen seien – und dass Domian deshalb ja überhaupt nicht recht haben könne. Mit dem was er da fragt. Frank Plasberg sagte dazu nichts. Und die Welt wartete immer noch auf ihre Rettung.

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