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VON TOR zu Tor: Eine WM-Übertragung kann ganz schön laut sein - aber es gibt Tafel 150!

Die Gesänge, das Gerede und Geschrei - so eine Fußballübertragung kann schon eine ziemlich laute Angelegenheit sein.

Die Gesänge, das Gerede und Geschrei - so eine Fußballübertragung kann schon eine ziemlich laute Angelegenheit sein. Da rauscht schnell mal der Kopf. Aber es gibt - zumindest bei ARD-Spieltagen - einen Ausweg: Ton aus, Videotexttafel 150 an. Schwarz auf weiß, gut lesbar und überhaupt nicht störend werden dann am unteren Bildrand Texte eingeblendet, die sich am Originalkommentar orientieren.

Ohne die Geräuschkulisse des Stadions und die Emotionen in der Sprecherstimme, entsteht beim Zuschauen umgehend eine Art Baldrianeffekt. Hat man nur nüchterne Untertitel wie „Nigeria geht auf den Ausgleich“ oder „Das Publikum ist jetzt nochmal aufgewacht“ wächst die Konzentration auf das Spiel. Man beginnt, es zu lesen - gleich in doppelter Hinsicht. Die Untertitel kommen leicht verzögert, woran man sich schnell gewöhnt. Aufzählungen von Passstationen entfallen. Dafür werden Spieler, die gerade eine Chance hatten, stets mit vollem Namen benannt.

Prima Lerneffekt: An den nigerianischen Doppeltorschützen Ahmed Musa erinnert man sich auch am nächsten Morgen noch problemlos. Und wie sich Frankreichs Torhüter Hugo Lloris schreibt, ist ebenfalls klar. Erstellt wird der für gehörlose Zuschauerinnen und Zuschauer gedachte Service beim RBB in Potsdam. Zwei Redakteure, die sich einmal pro Halbzeit abwechseln, arbeiten mit zwei Bildschirmen und einem Spracherkennungsprogramm. Weil die Software sich manchmal verhört und es schnell gehen muss, kommen gelegentlich lustige Fehler zustande.

„Valencia hatte sich schon vorne postuliert“ oder „Dollar Freistoß“ ist dann zu lesen. Es macht auch Spaß, ein Spiel in OmU zu sehen, also mit eingeschaltetem Ton. Dann bekommt man schon mal Mitleid mit den Untertitlern, wenn sie sich damit abrackern, längeren poetischen Kommentatorenabschweifungen hinterherzutippen. Mitunter löst sich der Videotextler auch vom Sprecher - und ist sogar schneller. Als etwa Nigerias Michel Babatunde im Spiel gegen Argentinien schmerzverzerrt am Boden liegt, erfährt man in den Untertiteln bereits, dass er sich wohl den Arm gebrochen hat, bevor Steffen Simon überhaupt den verletzten Körperteil erwähnt. Jetzt muss nur noch das ZDF den Service einführen. Béla Réhty wäre gedruckt sicher einfacher zu ertragen.

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