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Medien: Zeit zum Abschalten

Welche Freude: 2003 wird es kein neues Windows geben

Was waren das für aufregende Jahre: Windows 98, Windows 98 Second Edition, Windows Millennium Edition, Windows 2000, Windows XP und das Überbetriebssystem Microsoft Dotnet. In den letzten fünf Jahren hat der Softwaregigant aus Redmond die Computernutzer in aller Welt mindestens mit einer Neuerung pro Kalenderjahr beschenkt, um dem Gateschen Ideal von „Information at your Fingertips“ Stück für Stück etwas näher zu kommen. Nicht zu vergessen die kleineren Windows-Ableger in all den Pocket PCs und neuerdings auch noch in einigen Handys. Auch sie sollen dem großen Wunsch grenzenloser digitaler Freiheit dienen. Und natürlich dem Ziel, die Macht des Microsoft-Konzerns zu mehren. Denn auf 95 Prozent aller Desktop-PCs und Notebooks sorgt das Betriebssystem mit dem Fenster-Logo dafür, dass sich Mensch und Maschine verstehen können, so weit das überhaupt möglich ist.

Doch was passiert im Jahr 2003? Kein neues Major Release, kein XP-Nachfolger steht auf der Microsoft-Roadmap. Mit Ausnahme der lange ausstehenden Server-Version von Windows XP und einigen Multimedia-Add-Ons für die Desktop-Version bleibt alles beim Alten. Fast hätte man sich das denken können. Denn als der Chief Software Architect Bill Gates Anfang 2002 an alle Microsoft-Mitarbeiter eine Brand-Mail verfasste, da ging es keineswegs darum, die Freaks auf dem Redmonder Campus angesichts angekündigter Auslieferungstermine zur Eile zu mahnen. Ganz im Gegenteil. „Vertrauenswürdiges Computing“ hieß das neue Dogma, das der oberste Firmenlenker seiner Company auf die Fahnen geschrieben hat. Nicht zuletzt als Reaktion auf den 11. September 2001 und die zunehmenden Angriffe auf die Windows-Computer daheim und in der Internet-Infrastruktur soll dieses Thrustworthy Computing das Vertrauen in den Computer als zuverlässiges Arbeitswerkzeug und in die Leistungen von Microsoft stärken.

Die Computernutzer können sich über diese Abkehr vom immer höher, schneller, weiter gleich doppelt freuen. Zum einen ist das Vertrauen in die Verlässlichkeit des Computers an sich schon ein Gut. Keine Bluescreens, keine Angst mehr vor Attacken aus dem Internet, keine Inkompatibilitäten zwischen Hard- und Software – dieser Traum ist genauso alt wie Windows selbst. Zum anderen kann sich der gemeine Nutzer über die neue Besinnlichkeit noch aus einem anderen Grunde freuen. Denn mit jedem neuen Betriebssystem nimmt nicht nur die Funktionsvielfalt, sondern auch die Notwendigkeit zum Umlernen zu. Auch wenn ein Windows prinzipiell genauso zu bedienen ist wie das andere, so möchte doch jeder Nutzer einige der vermeintlichen Innovationen gleich wieder abschalten. Immerhin: Für 2003 hat Bill Gates selbst diesen Stress für alle Nutzer abgestellt.

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